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Erkrankungen des Geschlechtsapparates

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

In diesem Kapitel werden Vaginitis, Pyometra, Endometritis und Metritis bei Nagetieren diskutiert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Vaginitis
 
Feuchte und verschmutzte Einstreu und/oder übermässiger Vaginalausfluss können sich an Vulva oder Vagina verkleben und sekundäre bakterielle Infektionen und Obstruktionen des Harntraktes nach sich ziehen.
 
Endometritis, Metritis, Pyometra
 
Bakterien können den Geschlechtsapparat sowohl hämatogen als auch retrograd (z.B. bei Vaginitis) besiedeln.
 
Pyometra und Endometritis bei Meerschweinchen können mit einem physiologischen Ovarialzyklus und/oder Ovarialzysten assoziiert sein.
 
Komplikationen: gastrointestinale Hypomotilität/Stase, Peritonitis, septischer Schock.
 
Achtung! weibliche Hamster scheiden nach der Ovulation physiologisch ein weissliches dickflüssiges Sekret aus, das mit einem eitrigen Sekret verwechselt werden kann!
 

Erreger

Endometritis, Metritis, Pyometra: Bordetella bronchiseptica, hämolytische Streptococcus spp., Escherichia coli, Trueperella pyogenes, Staphylococcus spp.
 

Symptome

Vaginitis: Vaginalausfluss, Anorexie, Apathie.
 
Endometritis, Metritis, Pyometra: Vaginalausfluss (mukös, eitrig, blutig), Anorexie, Apathie, Lethargie, vergrössertes Abdomen, Fieber, Tiere mit chronischer oder leichtgradiger Endometritis können auch asymptomatisch sein oder unspezifische Symptome zeigen.
 
Diagnose / Tests Vaginitis, Endometritis, Metritis, Pyometra
 
Klinische Untersuchung: Adspektion der äusseren Genitalien, Palpation des Abdomens (vergrösserte, teigige Gebärmutter, vorsichtige Palpation bei stark vergrösserter Gebärmutter wegen der Gefahr des Reissens der Uteruswand).
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen), Hämatologie, Blutchemie und Urinuntersuchung.
 
Identifikation der Erreger: Eine Vaginalzytologie oder eine Zytologie des Vaginalausflusses erlaubt eine erste «in-house» Diagnostik.
 
Im Falle einer explorativen Laparotomie oder einer Ovariohysterektomie werden Tupfer oder Biopsien des Uterus für Kultur und Antibiogramm entnommen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Vaginitis
 
Reinigung der äusseren Genitalien mit Antiseptika, evtl. lokale oder systemische Antibiotika nach Antibiogramm, Haltungsbedingungen anpassen (Hygiene).
 
Endometritis, Metritis, Pyometra
 
Therapie der Wahl: Ovariohysterektomie, Analgesie, Flüssigkeitstherapie, systemische Antibiose (nach Probenentnahme).
 
Konservative Therapie (z.B. bei Zuchttieren): bei leichtgradiger Endometritis können systemische Antibiotika, nichtsteroidale Entzündungshemmer und Flüssigkeitstherapie versucht werden
 

Antibiotika

Endometritis, Metritis, Pyometra
 
Antibiotische Breitspektrum-Therapie perioperativ sofort nach bakteriologische Probenentnahme beginnen und intraoperativ alle 90 Minuten wiederholen. Später soll die Therapie aufgrund eines Antibiogramms angepasst werden. Bei leichtgradigen, nicht komplizierten Fällen ist nur die perioperative Antibiotikagabe indiziert, während bei komplizierten Fällen (Peritonitis, Sepsis, schlechter Allgemeinzustand) eine weiterführende antibiotische Therapie empfohlen wird.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Trimethoprim-Sulfonamid indiziert. Diese Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Es gibt variable Resistenzraten bei Anaerobiern, Staphylokokken und E. coli.
 
Als «second line» Antibiotikum wird Chloramphenicol empfohlen. Dieses Antibiotikum ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen zahlreiche grampositive, gramnegative und anaerobe Bakterien, inklusive dem Erregerspektrum, welches in der Regel eine Endometritis, Metritis oder Pyometra verursachen. Der Wirkstoff kann beim Menschen eine aplastische Anämie verursachen, deshalb wird dringend empfohlen, Chloramphenicolpräparate nur mit Handschuhen und erhöhter Vorsicht zu verabreichen.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin, Marbofloxacin) wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen, können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden und gelten als verträgliche Antibiotika. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und variable Resistenzraten wurden bei Bakterien wie Staphylococcus spp. und E. coli nachgewiesen, deshalb sollten sie nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Die einzige Ausnahme bilden Fälle von schlechtem Allgemeinzustand (Verdacht Sepsis).
 
Endometritis, Metritis, Pyometra, mittelgradig bis hochgradig reduzierter Allgemeinzustand
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineTrimethoprim-Sulfonamid50 - 100 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c.Bis klinische AbheilungNicht bei Niereninsuffizienz
Second lineChloramphenicol30 - 50 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis klinische AbheilungKann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.Bis klinische AbheilungKritische Antibiotika

Ausnahme: schwerwiegende Fälle!

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebskrosen verursachen
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 

Resistenzlage

B. bronchiseptica, Streptococcus spp., Staphylococcus spp., E. coli können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Assistierte Fütterung und Flüssigkeitstherapie bei Tieren mit Hyporexie oder Anorexie.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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