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Gastroenteritis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Gastroenteritiden treten bei Nagetieren gelegentlich auf. Sie stehen oft im Zusammenhang mit einer Dysbiose.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Die Ursachen einer Dysbiose können zu Enteritis aber auch zu Enterotoxämie führen, z.B. bei nicht artgerechter Fütterung (tiefer Rohfasergehalt beim Meerschweinchen, übermässig frisches grünes Futter oder kohlenhydratreiches Futter), Stress (Überbesatz, Hygienemangel, hohe Temperatur, Zucht), Antibiotika-Gabe (siehe Kapitel 9.3 Kontraindikationen des allgemeinen Teils), abrupter Diätwechsel und Zahnerkrankungen.
 
Weitere Ursachen für eine Gastroenteritis sind pathogene Erreger, die durch kontaminiertes Wasser, Futter und/oder Umgebung (z.B. Kokzidien, Salmonellen) eingenommen werden. Giardien (Giardia duodenalis) kommen besonders häufig bei Chinchillas vor. Asymptomatische Ausscheider sowie Tiere mit klinischen Symptomen können vorkommen, junge oder immunsupprimierte Tiere sind für die Krankheit prädisponiert.
 
Junge Nagetiere sind eher prädisponiert für Enteritis als Erwachsene: das Immunsystem ist weniger entwickelt, sie sind eher einem Stress unterworfen (hohe Besatzdichte, Futterwechsel, Halterwechsel) und sie weisen einen höheren Magen-pH auf. Zusätzlich ist die Blinddarm-Flora noch nicht vollständig entwickelt, was die Entstehung einer Dysbiose begünstigt. Es handelt sich oft um eine multifaktorielle Erkrankung.
 
Komplikationen: Tympanie, Rektum-Prolaps (Hamster, Chinchilla), Überwucherung kommensaler Protozoen und/oder Hefen, Enterotoxämie.
 

Erreger

Bakterien, die bei Dysbiose mit Enterotoxämie eine Rolle spielen: Clostridium spp. (v.a. C. spiroforme und C. difficile, evtl. auch C. perfringens) und Escherichia coli.
 
Pathogene Bakterien bei Gerbils: Clostridium piliforme (Tyzzer'sche Erkrankung), Salmonella spp. (Zoonose), Citrobacter rodentium, Escherichia coli.
 

Symptome

Milder bis hochgradigen Durchfall, Obstipation (insbesondere bei Chinchillas), Apathie, Hyporexie, Anorexie, Gewichtsverlust, struppiges Fell, schmerzhaftes Abdomen, Dehydratation, bei Enterotoxämie auch Kollaps und plötzliche Todesfälle.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: auf Verschmutzung im Perinealbereich, Dehydratationstatus und Nährzustand achten, Palpation des Abdomens. Veränderter Kot makroskopisch und mikroskopisch beurteilen.
 
Eine Maulhöhlenuntersuchung ohne Allgemeinanästhesie mit Otoskop oder Kindernasenspekulum und einer starken Lichtquelle sollte bei jeder klinischen Untersuchung durchgeführt werden.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung, Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Kotabstriche (nativ und Gramfärbung) erlauben eine erste «in-house» Erregerzuordnung, z.B. für Kokzidien, Clostridium spp. oder bei übermässig vorhandenen Enterobacteriaceae, Hefen oder (kommensalen) Protozoen. Eine ergänzende Erregeranzüchtung durch eine Laboruntersuchung mit Antibiogramm wird empfohlen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Sehr oft reicht es, eine unterstützende Therapie durchzuführen. Ergänzend intravenöse oder subkutane Flüssigkeitsverabreichung (Elektrolytenungleichgewicht und Glukosespiegel beachten), Analgesie, evtl. Spasmolytika bei starken abdominalen Schmerzen und Erwärmen bei Unterkühlung. Ergänzungsfuttermittel helfen bei der Wiederherstellung der Mikroflora. Bei leichten Fällen kann eine Therapie ohne Antibiotika und mit Einsatz von Ergänzungsfuttermittel (oder Transfaunation) erfolgreich sein.
 
Bei gastrointestinaler Hypomotilität und/oder Obstipation (Chinchillas) wird der Einsatz von Prokinetika wie Metoclopramid kontrovers diskutiert: das Vorhandensein eines Fremdkörpers oder einer infektiösen Ursache muss unbedingt ausgeschlossen werden.
 

Antibiotika

Im Fall einer leicht-bis mittelgradigen bakterieller Enteritis ohne Verdacht auf eine Enterotoxämie ist Chloramphenicol peroral das Mittel der Wahl. Dieses Antibiotikum ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen viele grampositive, viele gramnegative und anaerobe Bakterien, inklusiv Clostridium spp. und E. coli.
 
Im Fall einer hochgradigen Enteritis mit Verdacht auf Enterotoxämie ist als «first line» Antibiotikum Metronidazol indiziert. Es wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich.
 
Eine Kombination mit Enrofloxacin oder Marbofloxacin ist möglich, da Fluorchinolone gegen Coliforme und gramnegative Bakterien wirken. Fluorchinolone können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden und sie gelten als verträgliche Antibiotika. Bei hochgradig beeinträchtigtem Allgemeinzustand ist eine parenterale Initialtherapie vorteilhaft. Fluorchinolone gehören zu den kritischen Antibiotika.
 
Bei Identifikation eines spezifischen pathogenen Erregers kann eine gezielte antibiotische Therapie (je nach Erreger und nach Antibiogramm) durchgeführt werden.
 
Empfohlene initiale antibiotische Therapie je nach Erreger:
 
L. intracellularis: Chloramphenicol, Metronidazol, Doxycyclin.
C. piliforme: evtl. Tetracycline, selten erfolgreich.
Salmonella spp.: eine Behandlung mit Antibiotika wird nicht empfohlen.
Pseudomonas spp.: nach Antibiogramm.
L. monocytogenes: Chloramphenicol.
 
Leicht-bis mittelgradige Enteritis, kein Verdacht auf Enterotoxämie
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First LineChloramphenicol30 - 50 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis klinische AbheilungKann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Second LineMetronidazol10 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o.3 - 5 TageNur gegen Anaerobier wirksam

 
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach
Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.3 - 5 TageFluorchinolone sind kritische Antibiotika, nur in Kombination mit Metronidazol bei hochgradigen Enteritisfällen einsetzen

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebsnekrosen verursachen
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 
Hochgradige Enteritis, mit Verdacht auf Enterotoxämie
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First LineMetronidazol10 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o.3 - 5 Tage 
 mit Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m. Fluorchinolone sind kritische Antibiotika, nur bei hochgradigen Enteritisfällen einsetzen

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebsnekrosen verursachen
 oder Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 

Resistenzlage

Mehrere Bakterienspezies (insbesondere E. coli, P. aeruginosa, Salmonella spp.) weisen variable Resistenzen gegen mehrere Antibiotika auf (inkl. Enrofloxacin und Chloramphenicol).
 
P. aeruginosa ist gegen Chloramphenicol resistent.
 
Ein Antibiogramm ist indiziert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin) bei nicht hochgradigen Fällen.
 

Unterstützende Massnahmen

Analgesie/Entzündungshemmung ist eine wichtige Massnahme, um schmerzbedingte Anorexie und daraus resultierende gastrointestinale Probleme zu vermeiden. Assistierte Fütterung mit einem Ergänzungsfuttermittel, parenterale und orale Flüssigkeitstherapie (bei Obstipation) sowie Vitamin-C-Supplementierung (Meerschweinchen) sind bei Hyporexie oder Anorexie zwingend.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung ist die Grundlage für ein gesundes Tier. Zusätzlich: Futterumstellungen über mindestens 14 Tage. Stressfreie Umgebung und Hygiene spielen bei der Prävention eine wichtige Rolle.
 
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