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Pododermatitis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Pododermatitis kommt häufig bei Meerschweinchen vor. Meistens sind die Vordergliedmassen beidseitig betroffen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Dünne Haut, plantigrade Stellung mit Gewicht zwischen Metatarsus und Zehen im Ruhezustand und fehlende Haare an den Füssen und am Metatarsus sind physiologische Eigenschaften von Nagetierfüssen, die für eine Pododermatitis prädisponieren. Besonders prädisponiert sind obese und trächtige Tiere und / oder Tiere mit Vitamin-C-Mangel (Meerschweinchen).
 
Häufige Ursachen sind: harte, abrasive (z.B. Teppiche) Böden, nasse/feuchte oder unhygienische Oberflächen (z.B. urinverschmutzte Böden), abnormale Gewichtsbelastung (angeborene oder erworbene Bein-Missbildung, Trauma, Lahmheit, Parese, Obesitas) und bewegungseinschränkende Zustände (Obesitas, orthopädische Erkrankungen, Schmerzen).
 
Ischämie und Nekrose des komprimierten Gewebes mit daraus resultierenden Ulzerationen verursacht einen Teufelkreis: durch die Schmerzen bewegt sich das Tier weniger und die Läsionen werden schlimmer.
 
Bakteriellen Infektionen können sekundär auftreten.
 
Komplikationen: Zellulitis, Osteomyelitis, Synovitis, Tendinitis, septische Arthritis, Abszess (seltener als bei Kaninchen), gastrointestinale Stase, Amyloidose.
 

Erreger

Meist Staphylococcus aureus, seltener andere Erreger (z.B. Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, Proteus spp.), welche oft mit schweren Fällen verbunden sind.
 

Symptome

Lahmheit, Erosionen, Ulzerationen, Hyperkeratose, Granulome, Abszesse, Anorexie, Apathie, Gewichtsverlust.
 
Pododermatitis-Score der Ulzerationen für Meerschweinchen:
 
Grad I: Läsionen der Epidermis und oberflächliche Dermis.
 
Grad II: Ausdehneung der Läsionen bis zur Subkutis, Ulzerationsränder sind i.d.R. unterminiert.
 
Grad III: die Läsionen erreichen auch tiefe Faszia.
 
Grad IV: Knochen sind betroffen.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung sowie Lahmheitsuntersuchung und neurologische Untersuchung der Extremitäten.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Röntgen, CT, MRT), Hämatologie und Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Biopsie (Gewebe, Knochen) für Kultur und Antibiogramm. Eine Kultur aus einem oberflächlichen Tupfer ist selten diagnostisch.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Leichtgradige Fälle können unter Kontrolle gehalten werden durch Beseitigung der Ursache(-n) (Haltung, Gewicht, Grunderkrankung).
 
Mittel- bis hochgradige Fälle: Beseitigung der Ursache, lokale Therapie (Antiseptika, Flüssigkeitsspülung, evtl. Antibiotika), analgetische, entzündungshemmende Therapie, systemische Antibiose.
 
In einigen Fällen ist eine chirurgische Therapie (Débridement, Spülung) erforderlich. Diese sollte jedoch mit Vorsicht erfolgen, da starke Blutungen auftreten können.
 
Als Ultima Ratio bei sehr komplizierten oder nicht therapieresponsiven Fällen kann eine Amputation in Betracht gezogen werden.
 
Die Anwendung topischer Medikamente ist bei Nagetieren aufgrund ihres intensiven Pflegeverhaltens erschwert. Medikamente, die bei oraler Einnahme toxisch sind oder schwere Nebenwirkungen verursachen, sollten nicht lokal angewendet werden (Kapitel Kontraindikationen des allgemeinen Teils).
 

Antibiotika

Eine systemische Antibiotikatherapie ist bei tiefen oder persistierenden Infektionen, welche ab Grad III vorkommen, indiziert und sollte basierend auf dem Antibiogramm erfolgen.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Trimethoprim-Sulfonamid indiziert. Es wird bei infektiösen Hauterkrankungen ebenfalls eingesetzt, diese Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Resistenzraten bei Staphylokokken sind variabel.
 
Als «second line» Antibiotikum ist Chloramphenicol peroral indiziert.
 
Chloramphenicol ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen viele grampositive, gramnegative und anaerobe Bakterien. Der Wirkstoff kann beim Menschen eine aplastische Anämie verursachen. Deshalb wird dringend empfohlen, Chloramphenicolpräparate nur mit Handschuhen und erhöhter Vorsicht zu verabreichen.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen, können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden und gelten als verträgliche Antibiotika. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und es sind variable Resistenzraten bei Staphylococcus spp., E. coli und P. aeruginosa nachgewiesen worden, deshalb sollten sie nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Pododermatitis, tiefe Läsionen
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineTrimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.Bis AbheilungNicht bei Niereninsuffizienz
Second lineChloramphenicol30 - 50 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis AbheilungChloramphenicol kann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.Bis AbheilungKritische Antibiotika

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebskrosen verursachen
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 

Resistenzlage

Staphylococcus spp. (v.a. S. aureus), Pseudomonas aeruginosa, E. coli und Proteus spp. können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
MRSA (Methycillin resistant Staphylococcus aureus) Staphylokokken sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Weicher Boden, Gewichtsmanagement, Förderung von Bewegung (besonders in leichtgradigen Fällen).
 
Assistierte Fütterung und Flüssigkeitstherapie bei Tieren mit Anorexie oder Hyporexie.
 
Topische Wirkstoffe (z.B. Zinksalbe) können zur Unterstützung der Wundheilung und Epithelisierung eingesetzt werden.
 
Verschiedene Wundverbände und -auflagen können die Wundheilung unterstützen.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Artgerechter Untergrund, Förderung von Bewegung, Gewichtsmanagement, regelmässige Kontrollen zur Erkennung und Behandlung von Frühstadien der Krankheit.
 
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