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Durchfall

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Durchfall ist eine wichtige Erkrankung bei neonatalen Lamas und Alpakas, kommt aber in allen Altersklassen vor. Je nach Ursache und Alter der betroffenen Tiere dominieren unterschiedliche Erreger (z.B. Bakterien, Viren, Parasiten), so dass die Erkrankung sehr rasch verlaufen oder auch (mehrere) Wochen dauern kann.
Neben Durchfallerregern werden vor allem Haltungsmängel sowie Management- und Fütterungsfehler für die Erkrankung verantwortlich gemacht. Fütterungsfehler können einen diätetischen Durchfall auslösen (ursächlich z.B. Überfütterung bei flaschenaufgezogenen Crias oder zu viel Kraft- und zu wenig Raufutter mit ausreichender Struktur). Die Kenntnis über den Parasitenstatus des Einzeltieres sowie der ganzen Herde können bei einer Durchfallsymptomatik ebenfalls im Vordergrund stehen.
Infektiöse Erreger sind ein zunehmend wichtiger Faktor, v.a. bei neonatalem Durchfall, insbesondere, wenn eine Hypogammaglobulinämie (Failure of Passive Transfer; FPT) vorliegt. Das Wissen über die beteiligten Infektionserreger und in welchem Alter sie wahrscheinlich eine Erkrankung verursachen, hilft bei der Diagnose- und Behandlungsentscheidung. Wird keine Diagnose gestellt und die Ursache nicht angemessen behandelt, kann dies zu chronischem Durchfall führen und ein Problem für die ganze Herde darstellen. Daher sollte die Isolierung betroffener Patienten Vorrang haben, während die Diagnose und Behandlung angegangen wird. Cria Patienten sollten nie alleine, sondern immer zusammen mit ihren Müttern isoliert werden.
 

Erreger

Escherichia coli, Salmonella spp., Clostridium perfringens, Rotavirus, Coronavirus, Bovine Virusdiarrhoevirus, Cryptosporidia, Coccidia, Giardia und Nematoden.
 
Escherichia coli:
Auftreten der Erkrankung: vor allem in den ersten Lebenstagen (< 10 Tage), am häufigsten am Tag 1-7 nach der Geburt. Eine Escherichia coli Infektion ist häufig mit FPT und neonataler Septikämie assoziiert. Betroffene Crias haben profusen, wässrigen Durchfall mit Lethargie und Dehydrierung. Auch ist es möglich, dass die infizierten Crias rasch verenden können ohne Durchfall vorher gezeigt zu haben.
 
Salmonella sp.:
Auftreten der Erkrankung: eher selten, Tiere allen Alters können daran erkranken. Der Durchfall ist gravierend und kann Blut und Schleimhautfetzen enthalten. Eine Septikämie mit erhöhter Körpertemperatur kann die Folge sein.
 
Clostridium perfringens:
Auftreten der Erkrankung: Clostridium perfringens Typ A, C oder D kann bei jungen SAC Durchfall verursachen. Der Durchfall ist profus, wässrig und oft schnell tödlich. Er ist Folge einer Störung im Verdauungsablauf und tritt nach schnellen Futterwechsel auf. Eine Impfung gegen Clostridien-Erkrankungen ist die beste Strategie zur Vorbeugung.
 
Rota-/Coronavirus:
Auftreten der Erkrankung: Betroffene Crias sind mindestens 7 bis 10 Tage alt. Ältere Tiere können ebenfalls daran erkranken. Es ist derzeit nicht bekannt, ob diese Viren signifikante Erreger bei Crias in der Schweiz sind. Die Behandlung ist unterstützend.
 
Bovine Virusdiarrhoevirus:
Auftreten der Erkrankung: Das BVD-Virus wurde als Erreger klinischer Erkrankungen bei Alpakas und Lamas dokumentiert. Persistente Infektionen wurden bei jungen Alpakas ab einem Alter von zweieinhalb Monaten mit einer klinischen Anamnese von Unwohlsein und intermittierendem Durchfall berichtet. Da das BVD-Virus in der Schweiz beinahe ausgerottet ist, ist das Risiko solche PI-Tiere zu finden praktisch null.
 
Cryptosporidia:
Auftreten der Erkrankung: vor allem in den ersten Lebenstagen (5-10 Tagen). Durchfall meist selbstlimitierend. Bei schweren Erkrankungen meist in Kombination mit anderen pathogenen Erregern (wie z.B. Giardien, Kokzidien oder Viren). Es kommt zu einem malabsorptiven Durchfall (normalerweise profus und wässrig), der zur Dehydrierung und zu Elektrolytimbalancen führt. Eine Maldigestion kann auftreten, so dass Gewichtsverlust und Abmagerung bei Crias typisch sind. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Parenterale Ernährung kann aufgrund der gestörten gastrointestinalen Absorption in diesen Fällen sinnvoll sein.
 
Coccidia:
Auftreten der Erkrankung: aufgrund der Präpatenzeiten sind Erkrankungen in der Regel frühestens ab der 3. Lebenswoche zu erwarten. Eine Kokzidiose wird häufig im Alter von 1 bis 4 Monaten beobachtet, betrifft aber Tiere jeden Alters.
Falls Durchfall vorliegt, kann dieser schwerwiegend sein, obwohl die Crias oft noch aktiv sind, aber an Gewicht verlieren. Tenesmus wird manchmal beobachtet. Zur Behandlung könnten Sulfonamide eingesetzt werden. Die orale Applikation über mehrere Tage ist jedoch schwierig. Einerseits wird die mehrtägige orale Applikation von Medikamenten von SAC irgendwann einmal verweigert, andererseits können orale antimikrobielle Medikamente die C1-Flora stark beeinflussen oder gar zerstören. Heute werden prioritär Triazine (Diclazuril und Toltrazuril) zur Behandlung eingesetzt. Zusätzlich müssen Managementvorkehrungen und Hygienemassnahmenverbesserungen vorgenommen werden, die sich mit der Kontamination der Umgebung befassen, um einen erneute Infektionen der Tiere zu vermeiden.
 
Giardia:
Auftreten der Erkrankung: Erkrankte Crias sind mindestens 7 bis 10 Tage alt. Es kommt zu einem malabsorptiven Durchfall, der zu Dehydrierung und Gewichtsverlust führt. Die Behandlung umfasst eine Flüssigkeitstherapie nach Bedarf und den Einsatz eines Anthelminthikums (Fenbendazol).
 
Nematoda:
Auftreten der Erkrankung: Nematoden (Magen-Darm-Würmer) sind weit verbreitet und stellen eine grosse Herausforderung in der Haltung von SAC dar. Die häufigsten Krankheitszeichen bei einem (starken) Befall sind Abmagerung (was unter dem Haarkleid meist zu spät festgestellt wird, daher ist eine regelmässige Abtastung mit Körperkonditionserfassung oder das Wiegen mit einer Waage, welche das Gewicht der Tiere im Bestand genauestens erfassen kann, sinnvoll), vermindertes Wachstum, weicher Kot bis zu Durchfall im Terminalstadium. Einige Wurmarten wie Haemonchus contortus ernähren sich von Blut und verursachen bei ihren Wirtstieren eine lebensgefährliche Anämie, erkennbar an den weissen Schleimhäuten. Solche Symptome werden meist zu spät erkannt, weil die Würmer eher selten Durchfall auslösen.
Regelmässige Kot-Untersuchungen sollen aufzeigen, ob eine Behandlung wirklich nötig ist oder nicht. Mit Wirksamkeitsprüfungen kann auch festgestellt werden, welche Entwurmungsmittel im Bestand noch genügend wirksam sind oder welche Wirkstoffe nicht mehr eingesetzt werden sollten. Ziel solcher vorbeugender Massnahmen sind u.a. einen Parasitenbefall zu erkennen, zu kontrollieren und allenfalls mit gezielten und wirksamen Anthelminthika zu regulieren. Die Behandlung wird aber zunehmend schwieriger, denn Resistenzen gegenüber Anthelminthika nehmen zu. Um dieser Entwicklung vorzubeugen, ist es wichtig, dass nur dann entwurmt wird, wenn ein hoher Parasitenbefall nachgewiesen wurde (Mc-Master; Auszählen Eier pro Gramm). Es ist nicht zielführend, die ganze Herde präventiv zu behandeln und von einem dose-and-move Verfahren, wie es früher propagiert wurde, wird dringend abgeraten, da so eine Resistenz selektioniert werden kann. Falls eine Entwurmung angezeigt ist, sollte, wenn möglich, ein Refugium (im Tier oder auf der Weide) gewährleistet werden.
 

Symptome (allgemein)

Dehydratation, Durchfall, Apathie, Inappetenz, meist kein Fieber, evtl. Untertemperatur.
 
Diagnose / Tests Die klinischen Symptome allein sind nicht aussagekräftig; ohne zusätzliche Laboruntersuchungen sollten keine Diagnosen gestellt werden.
 
Therapieleitlinien

Eine Behandlung bereits erkrankter Crias (v.a. im Zusammenhang mit einer Sepsis) ist sehr intensiv und hat je nach Allgemeinzustand und fortgeschrittenem Verlauf nicht immer Aussicht auf Erfolg. Bereits verstorbene Tiere sollten unbedingt einer Autopsie zugeführt werden, damit die Ursache des Todes resp. des Durchfalles festgestellt werden kann.
Prinzipiell haben Durchfälle beim Cria eher selten nur eine bakterielle Ursache, und damit ist ebenso selten eine Indikation für eine Antibiose gegeben. Falls dennoch eine antibiotische Therapie nötig ist, dann nur aufgrund eines vorher durchgeführten Erregernachweises und Antibiogramms. Die Rehydrierung der an Durchfall erkrankten Tiere steht vor allem im Vordergrund.
 
Eine Sepsis bei Crias ist häufig die Folge einer Hypogammaglobulinämie (FPT). Typisch dafür sind ein stark reduzierter Allgemeinzustand, generalisierte Schwäche und somit keine Aufnahme von Kolostrum sowie eine fehlende Gewichtszunahme (eigentlich eher Verlust). Relativ häufig wird eine deutliche Hypothermie, Tachykardie, Tachypnoe, Dehydrierung und/oder injizierte Schleimhäute festgestellt. Die Crias verschlechtern sich rapide und bedürfen einer medizinischen Intensivbehandlung. Später kommen Anomalien des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts sowie Hypo- oder Hyperglykämie hinzu und ein fortschreitendes Organversagen als Folge der Sepsis.
 
Die Behandlung einer Sepsis umfasst eine rasche intravenöse Flüssigkeitstherapie (einschliesslich Plasma) und entsprechende Antibiose. Glukose- und Elektrolytkonzentrationen sollten genau überwacht werden. Gestresste SAC haben häufig einen erhöhten Glucose-Wert im Blut und benötigen daher keine zusätzliche Glucose Infusion.
 

Behandlung einer Kokzidiose:

Diclazuril: ist ein Antikokzidium aus der Gruppe der Benzolacetonitrile mit antikokzidialer Wirkung gegen Eimeria spp. 1 mg/kg Körpergewicht, oral, einmalig. Dosierung nicht verwechseln mit Toltrazuril!
Toltrazuril: ist ein symmetrisches Triazinon mit breiter Wirkung gegen viele Kokzidiengattungen. Dosierung: 20 mg/kg Körpergewicht, oral, einmalig.
 

Prävention

Zentrale präventive Massnahmen bestehen im genauen Monitoring, ob Crias häufig am Euter der Mutter Kolostrum saufen, in der Verbesserung der Hygiene (Stall und Boxen sauber und grosszügig mit trockener Einstreu versehen) sowie in der Reduzierung weiterer Managementfehler. Generell soll Stress vermieden werden und ein ruhiger Umgang mit den Tieren ist wichtig.
 

Antibiotika

Enterotoxische E. coli
Priorisierung Antibiotika Bemerkungen
  Parenteral  
First line Amoxicillin  
Second line Sulfonamide + Trimethoprim  
stark ein­ge­schränkter Ein­satz, nur nach Erreger­nach­weis und Antibio­gramm Fluorchinolone Kritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
No go Cephalosporine (alle Generationen) Sind aufgrund ihrer Pharmakokinetik (tiefe Konzentrationen im Darm) nicht geeignet.

 

Clostridien-Enteritis (Clostridium perfringens Typ C)
Priorisierung Antibiotika Bemerkungen
  Parenteral  
First line Benzylpenicillin  
No go Fluorchinolone Ungenügende Wirkung gegen Anaerobier.
  Cephalosporine (alle Generationen) Sind aufgrund ihrer Pharmakokinetik (tiefe Konzentrationen im Darm) nicht geeignet.
  Sulfonamide mit oder ohne Trimethoprim Ungenügende Wirkung gegen Anaerobier.

 
Für alle in obenstehender Tabelle aufgeführten Antibiotikaklassen sind keine Präparate für SAC von der Swissmedic zugelassen. Dosierungen für Neuweltkameliden werden normalerweise analog zum Rind resp. Kleinwiederkäuer übernommen.
Amoxicillin (β-Lactam-Antibiotikum): Dosis vom Schaf üblich, aber wissenschaftlich nicht belegt. 7-10 mg/kg, i.m., 1-3 × tgl.; 15 mg/kg, i.m. als Depot, jeden 2. Tag.
Sulfonamide + Trimethoprim: Anwendung s.c. (Vorsicht vor i.v.-Verwendung. Hat bei einigen Kameliden zum akuten Tod geführt. Wird bei oraler Verabreichung nicht ausreichend gut aus dem Darm resorbiert. Ist nützlich bei säugenden Crias im Alter von < 45 Tagen.).
Benzylpenicillin: 22.000 bis 30.000 I.E./kg, s.c., 1 × tgl., über 5-7 Tage (oder länger, wenn indiziert).

 
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