mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index AntibioticScouts mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Telefon

Erkrankungen des Zentralnervensystems

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Bakterielle Infektionen des Zentralnervensystems (ZNS) kommen bei SAC vor, sind aber in der Regel das Ergebnis einer systemischen Infektion oder einer Infektion mit opportunistischen Organismen, im Gegensatz zu einer Infektion mit einem neurotropen Erreger.
 
Die Listeriose ist keine besonders häufige Erkrankung bei SAC. Wie bei kleinen Wiederkäuern ist die Prognose bei SAC verhalten und die meisten Fälle sprechen selbst auf aggressive Therapie und unterstützende Pflege nicht an. Die meisten Fälle haben einen akuten Beginn mit einem schnellen Fortschreiten der klinischen Symptome: die Tiere zeigen nicht nur lateralisierende Zeichen - Kreisen, Ataxie, Seitenneigung und Nystagmus - sondern auch Liegeverhalten, Depression und Krampfanfälle.
Die Listeriose ist eine bakterielle Infektion und betrifft zahlreiche Tierarten. Listeria monocytogenes ist ein ubiquitärer Erreger und wird auch über Lebensmittel tierischer Herkunft auf den Menschen übertragen (Zoonose). Listerien überleben im Boden wochen- bis monatelang. Insbesondere die Silagefütterung, die auch bei SAC Verwendung findet, ist als Ursache zu erwähnen. Bei unzureichender Säuerung der Silage (pH>5) können sich die Bakterien gut darin vermehren und das Tier beim späteren Futterverzehr infizieren. Läsionen im Maulschleimhautbereich (z.B. beim Zahnwechsel) wirken begünstigend. Die Bakterien dringen ins Gewebe ein, steigen entlang des N. trigeminus in den Hirnstamm hoch und verursachen eine Infektion.
 
Tetanus: Neuweltkameliden leiden relativ selten an Tetanus. Tiefe Wunden mit anaeroben Verhältnissen bilden eine ideale Voraussetzung für die Vermehrung des ubiquitären Clostridium tetani, für die Bildung von Toxinen und für die Entwicklung eines Wundstarrkrampfes. Kontaminierte Wunden, (tiefe) Verletzungen, Kastrationen, Fremdkörpereinstiche oder Bisse können für Tetanus verantwortlich sein.
 

Erreger

Listeria monocytogenes ist ein grampositives Stäbchen und hat eine hohe Tenazität gegenüber Trockenheit, Licht, Kälte und Wärme.
 
Clostridium tetani ist anaerob, grampositiv, resistent gegen hohe Temperaturen und Austrocknung und bildet sowohl im Boden als auch im Verdauungstrakt Sporen. Das Bakterium bleibt im infizierten Gewebe lokalisiert. Das lokal gebildete Exotoxin bindet an den Endungen der motorischen Nerven und diffundiert von dort zentripetal entlang des Nervs bis zum Rückenmark.
 
Diagnose / Tests Listeriose ist eine klinische Diagnose, weil L. monocytogenes in Liquorproben weder mittels Kultur, noch mittels PCR ermittelt werden kann.
 
Tetanus wird ebenfalls klinisch diagnostiziert, wobei der Nachweis eines anaeroben Infektionsherdes (z.B. tiefe Wunde) die klinische Diagnose stark unterstützt.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Bei Infektionen im Bereich des ZNS müssen Überlegungen zur Passage der Blut-Hirn-Schranke in der Wahl eines antimikrobiellen Wirkstoffes berücksichtigt werden. Während gewisse Wirkstoffe (z.B. Penicillin) schlecht durch die intakte Schranke gehen, können sie dank ihrer hohen therapeutischen Breite so dosiert werden, dass wirksame Spiegel (> MHK der beteiligten Bakterien) im ZNS erreicht werden.
 

Antibiotika

Listeriose
PriorisierungAntibiotikaBemerkungen
 Parenteral 
First linePenicillinAchtung: Hohe Dosierung wählen; Therapiedauer von mindestens 10 Tagen. Initial je nach Literatur mindestens 40'000 bis 80'000 I.E. für die ersten 3 Tage; anschliessend 30'000 I.E. täglich (bis zur Heilung).

(Na-Pen i.v., 3 mal täglich oder Procain-Penicillin i.m., 1 mal täglich)
 TetracyclineAlternativ zu den Penicillinen kann 20 mg/kg Oxytetracyclin i.m. oder i.v., täglich bis zur Heilung eingesetzt werden.
 AmpicillinAchtung: Hohe Dosierung wählen; Therapiedauer von mindestens 10 Tagen.
stark ein­ge­schränk­ter Ein­satz, nur nach Er­reger­nach­weis und Anti­bio­grammFluorchinolone

Cephalosporine 3./4. Generation
Kritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden
 
Tetanus
PriorisierungAntibiotikaBemerkungen
 Parenteral 
First and only linePenicillin(Na-Pen i.v., 3 mal täglich oder Procain-Penicillin i.m., 1 mal täglich)
 
Prudent use: Aufgrund der guten Wirksamkeit von nicht-kritischen Wirkstoffen, ist davon abzusehen, kritische Antibiotika zur Behandlung von ZNS-Erkrankungen bei SAC einzusetzen. Für alle in obenstehender Tabelle aufgeführten Antibiotikaklassen sind keine Präparate für SAC von der Swissmedic zugelassen. Dosierungen für Neuweltkameliden werden normalerweise analog zum Rind resp. Kleinwiederkäuer übernommen.
 

Unterstützende Massnahmen

Listeriose: Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn ist entscheidend für die Erfolgsaussichten. Die Behandlung erfordert oft viel unterstützende Pflege. Beim Vorliegen einer Facialislähmung mit Beeinträchtigung der Lidmotorik muss die Cornea durch Augensalben (oder eine Lidschürze vor Austrocknung geschützt werden). Neben dem Einsatz von Antibiotika sollten Nichtsteroidale Entzündungshemmer sowie Vitamine (allen voran Thiamin) verabreicht werden. Bei Schluckstörungen sind Infusionen angezeigt, inkl. Korrektur der infolge Bikarbonatverlust im Speichel entstehenden metabolischen Azidose. Bereits länger festliegende Tiere sollten von ihrem Leiden erlöst werden.
 
Tetanus: Tiere mit Tetanus sollten in einer ruhigen Umgebung vor Licht geschützt gehalten werden. Der Ursprung der Exotoxine (Wunde) sollte gesucht und saniert werden. Unterstützungstherapie mit Infusionen und gutem Futter (weiches Futter und/oder gehacktes Heu, um die Futteraufnahme zu vereinfachen). Die Verabreichung von Tetanusserum wird empfohlen. Wenn das Tier infolge Trismus nicht mehr fressen oder trinken kann, sollte aus Tierschutzgründen zwingend eine Euthanasie in Erwägung gezogen werden. Auch bei festliegenden Tieren mit Tetanus ist die Prognose sehr schlecht.
 

Resistenzlage

Für L. monocytogenes liegen keine Resistenzdaten vor; die gute klinische Wirksamkeit von Penicillin und Tetracyclinen im Falle der Listeriose deuten jedoch auf eine günstige Resistenzlage hin.
 
Bei Clostridien sind keine Resistenzen gegen β-Lactame bekannt.
 

Prävention

Listeriose: Nur qualitativ einwandfreies und sauberes Futtermittel verfüttern. Nur ausreichend gesäuerte Silage verfüttern. Bei der Futtergewinnung soll die Futterpflanze so wenig wie möglich mit Erde verschmutzt sein. Futtertröge regelmässig reinigen und sauber halten. Überbelegung in Ställen vermeiden.
 
Tetanus: Konsequente Behandlung von Wunden; Applikation von Tetanusserum bei chirurgischen Eingriffen (z.B. bei einer Kastration); bei gehäuftem Auftreten in einer Herde Suche nach Verletzungsursachen (z.B. hervorstehende Nägel) im Stall.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.