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Chirurgie

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Kastrationen von weiblichen und männlichen Kleinsäugern werden oft als Präventivmassnahme oder bei Verhaltensauffälligkeiten durchgeführt.
 
Solche chirurgischen Massnahmen sind bei Reptilien aufgrund der Schwierigkeit der Operation (insbesondere bei anatomischen Barrieren, z.B. das Plastron bei Schildkröten) selten oder nicht durchführbar. Alternativen wie eine chemische Kastration können eingesetzt werden.
 
Eine Laparotomie/Coeliotomie kann explorativ oder therapeutisch sein.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Laparotomie/Coeliotomie: diagnostisch (explorativ) und/oder therapeutisch bei verschiedenen Erkrankungen (z.B. obstruktive Urolithiasis).
 
Komplikationen: Peritonitis, Infektion der Wunde.
 

Erreger

Hautflorabakterien: Bacillus spp., Enterococcus spp., Micrococcus spp., Staphylococcus spp., Citrobacter spp., Klebsiella spp., Pseudomonas spp.
 
Gastrointestinale Flora: Bacillus spp., Corynebacterium spp., Staphylococcus spp., Enterococcus spp., Acinetobacter spp., Aeromonas hydrophila, Citrobacter freundii, Escherichia coli, Enterobacter spp., Klebsiella pneumoniae, Morganella morganii, Proteus spp., Providencia spp., Pseudomonas spp., Salmonella spp., Bacteroides spp.
 
Selten: fakultativ pathogene Umweltbakterien.
 

Symptome

Bei Wundinfektion: Abszesse, Exsudat, Schmerzen, Rötung der Wunde, reduzierten Allgemeinzustand.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Tupfer oder Abszesskapsel-Biopsie für Zytologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Eine elektive Operation erfordert keine Antibiose, wenn der Allgemeinzustand nicht gestört ist.
 
Je nach Operation sind Analgesie, Monitoring und weitere Medikamente notwendig.
 

Antibiotika

Bei elektiven Operationen ist eine Antibiose nicht notwendig, wenn eine geeignete Technik unter strikter Asepsis angewendet wird.
 
Eine Antibiose ist angezeigt, wenn eine Kontamination zu erwarten ist oder bei geschwächten Tieren (z.B. Immunsuppression). Eine präoperative Antibiotikagabe ist kein Grund für eine unsaubere Operationstechnik.
 
Laparotomie/Coeliotomie: die Verabreichung von Antibiotika ist bei Eröffnung eines Hohlorgans, bei Infektionen im Abdomen und/oder bei Kontamination des Operationsfeldes angezeigt.
 
Postoperative Wundinfektion (SSI): bei bestätigter Infektion (Symptome, Bildgebung, Zytologie) Breitspektrumantibiotikum verabreichen, bis die Ergebnisse der Bakterienkultur und des Antibiogramms vorliegen. Die Dauer der Antibiotikatherapie sollte 5-7 Tage betragen und weitere 2-3 Tage über die klinischen Symptome hinausgehen.
 
Reptilien
 
Als «first-line» Antibiotika sind Amikacin oder Trimethoprim-Sulfonamid angezeigt.
 
Amikacin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Es wirkt gegen gramnegative und einige grampositive aerobe Bakterien. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen, den Einsatz anderer nierentoxischer Medikamente zu vermeiden und Amikacin in die vordere Extremität des Tieres zu spritzen. Aufgrund der langen Halbwertszeit von Amikacin bei Reptilien, erscheint eine Wiederholung nach 90-120 Min. nicht angezeigt zu sein.
 
In schweren Fällen kann es mit Ceftiofur oder Ceftazidim kombiniert werden (vorzugweise nach einem Antibiogramm).
 
Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Reptilien, die eine Trimethoprim-Sulfonamid Therapie erhalten, sollten gut hydriert sein. Staphylokokken, Pseudomonas spp. und weitere Bakterien können resistent sein.
 
Ceftiofur, Ceftazidim, Enrofloxacin und Marbofloxacin sollten nur nach Antibiogramm eingesetzt werden, wenn kein alternatives Antibiotikum wirksam ist.
 
Ceftiofur ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit einem breiten Wirkspektrum und bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen Streptokokken sowie Enterobacteriaceae einschliesslich Citrobacter spp., Morganella spp., Acinetobacter spp., Providencia spp. und Serratia spp. Es wirkt nicht gegen P. aeruginosa und selten gegen Staphylokokken. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Langwirkende Präparate (Ceftiofur Crystalline-Free Acid, CCFA) sind ebenfalls wirksam.
 
Ceftazidim ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, einschliesslich P. aeruginosa. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (i.m., s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann die i.m. oder s.c. Applikation von Enrofloxacin zu Muskelnekrosen führen. Übererregung und Inkoordination wurden für Enrofloxacin bei Schildkröten als Nebenwirkungen beschrieben. Fluorchinolone gehören zu den kritischen Antibiotika. Es wurden bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Einige Antibiotika (Trimethoprim-Sulfonamid, Amikacin, Enrofloxacin) können bei gemischten Infektionen mit Anaerobiern mit Metronidazol kombiniert werden.
 
Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen; Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Hohe Dosis oder lange Behandlungszeiten können mit Nebenwirkungen wie Anorexie, Kopfschiefhaltung und Anzeichen von Hepatotoxizität bei Schildkröten einhergehen. Es ist zu beachten, dass Metronidazol nur peroral verabreicht wird.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt. Solche Behandlungen sollten immer durch eine adäquate systemische Antibiose unterstützt werden.
 
Reptilien: Sauber oder sauber-kontaminierte Operationen mit Dauer > 90 Min., kontaminierte, infizierte Operationen und postoperative Infektion der Wunde
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmikacin5 mg/kg i.m. als Initialdosis
dann 2.5 mg/kg jeden 3. Tag i.m.
30 - 60 Min. vor Operationsbeginn und während der Operation jede 90 - 120 Min. wiederholen (Amikacin nicht wiederholen!), wenn nötig bis 24 h postoperativ geben

Postoperative Infektion:
5 - 7 Tage bzw. 2 - 3 Tage über klinische Symptome hinaus
Nephrotoxizität, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen, in vorderer Körperhälfte spritzen
 Trimethoprim-SulfonamidAlle:
10 - 30 mg/kg 1 × täglich p.o.

Schildkröten:
30 mg/kg 1 × täglich für 2 Tage und dann jeden 2. Tag i.m.
 Sehr wichtig: Hydratation des Tieres
 Kombination möglich mit
Metronidazol
20 mg/kg 1 × täglich
oder
jeden 2. Tag p.o. (für 7 - 14 Tage)
 Metronidazol kann bei hohen Dosierungen und langer Behandlungsdauer zu neurologischen Symptomen und plötzlichen Todesfällen führen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Ceftiofur2 - 4 mg/kg 1 × täglich i.m.30 - 60 Min. vor Operationsbeginn und während der Operation jede 90 - 120 Min. wiederholen, wenn nötig bis 24 h postoperativ geben

Postoperative Infektion:
5 - 7 Tage bzw. 2 - 3 Tage über klinische Symptome hinaus
Kritische Antibiotika
 Ceftazidim20 - 40 mg/kg jeden 2. - 3. Tag s.c./i.m.  
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 Für Enrofloxacin Kombination möglich mit
Metronidazol
20 mg/kg 1 × täglich
oder
jeden 2. Tag p.o. (für 7 - 14 Tage)
 Metronidazol kann bei hohen Dosierungen und langer Behandlungsdauer zu neurologischen Symptomen und plötzlichen Todesfällen führen
 

Resistenzlage

Bei mehreren Bakterienspezies sind Resistenzen gegen mehrere Antibiotika nachgewiesen worden.
 
MRSA (Methicillin resistant Staphylococcus aureus) Staphylokokken sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie, bei Auftreten von postoperativen Infektionen und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung bei Hyporexie oder Anorexie, Analgesie.
 
Optimale Haltungsbedingungen (Hygiene, Luftfeuchtigkeit, UVB-Licht, Fütterung, Wärme beachten).
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Strikte Asepsis und geeignete chirurgische Technik sowie postoperative Hygiene, um Kontamination sowie Infektionen der Wunde zu vermeiden.
 
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