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Panzernekrose (Shell rot)

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Infektiöse Läsionen des Panzers, insbesondere des Plastrons, sind bei Schildkröten häufig. Ein Synonym ist SCUD (Septicemic Cutaneous Ulcerative Disease).
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Die Hauptursache der Panzernekrose ist nicht bekannt. Citrobacter freundii wurde als einer der häufigsten Erreger nachgewiesen. Aber es wurden auch andere bakterielle Krankheitserreger in den Läsionen isoliert. Ein kausaler Zusammenhang konnte nicht bestätigt werden.
 
Es wird vermutet, dass es sich um ein Syndrom handelt, das mit mehreren Bakterienarten assoziiert ist, und nicht um einen einzigen, obligaten Erreger.
 
Zu hohe oder zu tiefe Luftfeuchtigkeit, zu tiefe Temperatur, ungenügende Hygiene, Mangelernährung, Bodenheizung, Stress und Verletzungen der Haut, Panzer oder Plastron können eine prädisponierende Wirkung haben.
 
Co-Infektionen mit Bakterien und Pilzen sind möglich.
 
Komplikationen: Sepsis.
 

Erreger

Citrobacter freundii, Chryseobacterium spp., Aeromonas spp., Ralstonia spp., Morganella spp., Clostridium spp., Beneckea chitinivora (aquatische Tiere in Kontakt mit Krebstieren), Serratia spp., Mycobacterium spp., Sphingobacterium mizutani, Brevundimonas diminuita, Corynebacterium spp.
 

Symptome

Lokalisierte, multifokale bis generalisierte Läsionen, Erosionen bis Ulzerationen der Plastron- und/oder Panzer-Schuppen mit Schuppen- und Knochennekrose (stinkender Geruch), Anorexie, Apathie.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung. Den ganzen Körper auf Läsionen untersuchen. Extension und Tiefe der Läsionen beurteilen.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Zytologie einen Abklatsch oder Tupfer der Läsionen (Diff-Quick, Gramfärbung oder andere spezielle Färbung je nach Fall) kann eine erste «in-house» Diagnostik sein.
 
Panzer-Biopsie für Kultur (Bakterien, Pilze) und Antibiogramm und/oder Histopathologie.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Wundspülung/lokale Desinfektion mit Antiseptika (z.B. Iodlösung, nicht bei Panzerperforation, die Flüssigkeit geht in Coelom), chirurgisches Débridement (Ausfräsen der betroffenen Stellen mit entsprechender Analgesie) inkl. Ablösen aller veränderten Hornschilder, Verbände, Analgesie, eventuell topische und systemische Antibiotika.
 

Antibiotika

Eine systemische Antibiose ist bei stark kontaminierten/infizierten Wunden, bei Generalisierung der Läsionen und bei reduziertem Allgemeinzustand angezeigt.
 
Die Therapie ist aufgrund der Kultur- und Antibiogrammergebnisse anzupassen.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt.
 
Amikacin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider
Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Es wirkt gegen gramnegative und einige grampositive aerobe Bakterien. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen, den Einsatz anderer nierentoxischer Medikamente zu vermeiden und Amikacin in die vordere Extremität des Tieres zu spritzen.
 
In schweren Fällen kann es mit Ceftiofur oder Ceftazidim kombiniert werden (vorzugweise nach einem Antibiogramm).
 
Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Reptilien, die eine Trimethoprim-Sulfonamid Therapie erhalten, sollten hydriert sein. Staphylokokken, Pseudomonas spp., Citrobacter spp. und weitere Bakterien können resistent sein.
 
Ceftiofur ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit einem breiten Wirkspektrum und bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen Streptokokken sowie Enterobacteriaceae einschliesslich Citrobacter spp., Morganella spp., Acinetobacter spp., Providencia spp. und Serratia spp. Es wirkt nicht gegen P. aeruginosa und selten gegen Staphylokokken. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Ceftazidim ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, einschliesslich P. aeruginosa. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.m., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann i.m. oder s.c. Applikation von Enrofloxacin zur Muskelnekrose führen. Übererregung und Inkoordination wurden für Enrofloxacin bei Schildkröten als Nebenwirkungen beschrieben. Fluorchinolone gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Beim Nachweis bestimmter Erreger sind spezifische Antibiotika angezeigt:
 
-Für Anaerobier (z.B. Clostridium spp.) ist Metronidazol als «first-line» Antibiotikum indiziert (Alternativen: Ceftiofur oder Ceftazidim, kritische Antibiotika)
-Kombinationen für Mischinfektionen sind möglich (z.B. Amikacin mit Metronidazol, Ceftiofur oder Ceftazidim, Trimethoprim-Sulfonamid mit Metronidazol, Enrofloxacin mit Metronidazol)
-Im Falle einer generalisierten Mykobakteriose (Zoonose) wird eine Therapie nur in Ausnahmefällen empfohlen. Eine Euthanasie muss in Betracht gezogen werden.
 
Panzernekrose
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmikacin5 mg/kg i.m. als Initialdosis,
dann 2.5 mg/kg jeden 3. Tag i.m.
Bis klinische AbheilungNephrotoxizität, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen, in vorderer Körperhälfte spritzen

Sehr wichtig: Hydratation des Tieres
 Trimethoprim-Sulfonamid10 - 30 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
30 mg/kg 1 × täglich für 2 Tage und dann jeden 2. Tag i.m.
  
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Ceftiofur2 - 4 mg/kg 1× täglich i.m.Bis klinische AbheilungKritische Antibiotika
 Ceftazidim20 - 40 mg/kg jeden 2. - 3. Tag s.c./i.m.  
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei einer Panzernekrose beteiligt sein können, und der bekannten Resistenzen (z.B. Citrobacter spp., Aeromonas spp.) wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Sumpfschildkröten trocken und Landschildkröten ohne Substrat halten, um eine weitere Wundkontamination zu vermeiden.
 
Salben mit wundheilender Wirkung (z.B. Zinksalbe) und Vacuumtherapie (Vacuum Assisted Closure-Therapy) können die Therapie unterstützen.
 
Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung (z.B. mit Ösophagussonde) für Reptilien mit Anorexie.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
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