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Coelomitis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Eine häufige Ursache für Coelomitis ist eine follikuläre Stase, insbesondere bei Echsen, seltener bei Schildkröten und Schlangen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Es gibt mehrere mögliche Ursachen:
 
-Komplikationen der präovulatorischen follikulären Stase können bis zu Degeneration und/oder Ruptur der Follikel fortschreiten und zu einer Coelomitis führen. Sekundäre bakterielle Infektionen können auftreten
-Ektopische Eier oder rupturierte Eileiter (z.B. iatrogen bei Verabreichung von Oxytocin bei obstruktiven Dystokie), können eine Coelomitis verursachen
-Obesitas kann für Coelomitis aufgrund Reproduktionstrakterkrankungen prädisponieren
-Perforation des Verdauungstraktes (z.B. durch einen Fremdkörper, Parasiten)
-Harnwegserkrankungen (z.B. grosses Urolith mit Verletzungen oder Ruptur der Harnwege)
-Verletzungen (z.B. Bisswunden)
-Iatrogen (Verletzung und Ruptur von Follikeln während der Endoskopie, nach einer Zystozentese, nach einem sauber-kontaminierten chirurgischen Eingriff, unvollständige Ovariektomie)
-Juvenile Tiere können eine Coelomitis als Folge einer Dotterinfektion entwickeln
 
Komplikationen: Granulome, Abszesse, Entzündungen anderer Innenorgane (Salpingitis, Pneumonie, Hepatitis), Kloakenprolaps, Sepsis.
 

Erreger

Gramnegative opportunistische Bakterien, Escherichia coli, Salmonella spp., Clostridium spp.
 

Symptome

Anorexie, Apathie, vergrössertes schmerzhaftes Coelom, blasse Schleimhäute, Dehydrierung, Symptome der Grunderkrankung (z.B. Dystokie).
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, Endoskopie, CT), Hämatologie, Blutchemie, Coelomozenthese.
 
Identifikation der Erreger: Abstrich einer Coelomozenthese-Probe (Diff-Quick- und/oder Gram-Färbung), Kultur und Antibiogramm.
 
Intraoperative Probenentnahme (Tupfer, Biopsie) von verändertem Gewebe für Histopathologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Zuerst Coelomozenthese, bei Ei-Dotter-Coelomitis oft eine chirurgische Therapie (Coeliotomie, Spülung des Coeloms) notwendig. Breitspektrumantibiotika sind bei Nachweis einer Infektion angezeigt.
 
Nichtsteroidale-Entzündungshemmer, Analgetika und Flüssigkeitstherapie sind Teil der Therapie.
 

Antibiotika

Eine systemische Antibiotikatherapie ist bei Nachweis einer bakteriellen Infektion notwendig. Die Therapie ist aufgrund der Kultur- und Antibiogrammergebnisse anzupassen.
 
Als «first-line» Antibiotika sind Amikacin oder Trimethoprim-Sulfonamid angezeigt.
 
Amikacin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider
Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Es wirkt gegen gramnegative und einige grampositive aerobe Bakterien. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen, den Einsatz anderer nierentoxischer Medikamente zu vermeiden und Amikacin in die vordere Extremität des Tieres zu spritzen.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf Anaerobier kann Amikacin mit Metronidazol kombiniert werden.
 
In schweren Fällen kann es mit Ceftiofur oder Ceftazidim kombiniert werden (vorzugweise nach einem Antibiogramm).
 
Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Reptilien, die eine Trimethoprim-Sulfonamid Therapie erhalten, sollten hydriert sein. Staphylokokken, Pseudomonas spp. und weitere Bakterien können resistent sein.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf Anaerobier kann Trimethoprim-Sulfonamid mit Metronidazol kombiniert werden.
 
Für Anaerobier (z.B. Clostridium spp.) ist Metronidazol als «first-line» Antibiotikum indiziert (Alternativen: Ceftiofur oder Ceftazidim, kritische Antibiotika). Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen, Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Hohe Dosis oder lange Behandlungszeiten können mit Nebenwirkungen wie Anorexie, Kopfschiefhaltung und Anzeichen von Hepatotoxizität einhergehen.
 
Ceftiofur ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit einem breiten Wirkspektrum und bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen Streptokokken sowie Enterobacteriaceae einschliesslich Citrobacter spp., Morganella spp., Acinetobacter spp., Providencia spp. und Serratia spp. Es wirkt nicht gegen P. aeruginosa und selten gegen Staphylokokken. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Ceftazidim ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, einschliesslich P. aeruginosa. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.m., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann i.m. oder s.c. Applikation von Enrofloxacin zur Muskelnekrose führen. Übererregung und Inkoordination wurden für Enrofloxacin bei Schildkröten als Nebenwirkungen beschrieben. Fluorchinolone gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Coelomitis
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmikacin5 mg/kg i.m. als Initialdosis,
dann 2.5 mg/kg jeden 3. Tag i.m.
Bis klinische AbheilungNephrotoxizität, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen, in vorderer Körperhälfte spritzen

Sehr wichtig: Hydratation des Tieres
 Trimethoprim-Sulfonamid10 - 30 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
30 mg/kg 1 × täglich für 2 Tage und dann jeden 2. Tag i.m.
  
 Metronidazol
(Anaerobier)
20 mg/kg 1 × täglich
oder
jeden 2. Tag p.o.
Ausnahme:
Metronidazol max. für 7 - 14 Tage
Metronidazol kann bei hohen Dosierungen und langer Behandlungsdauer zu neurologischen Symptomen und plötzlichen Todesfällen führen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Ceftiofur2 - 4 mg/kg 1× täglich i.m.Bis klinische AbheilungKritische Antibiotika
 Ceftazidim20 - 40 mg/kg jeden 2. - 3. Tag s.c./i.m.  
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei einer Coelomitis beteiligt sein können, und der bekannten Resistenzen (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung (z.B. mit Ösophagussonde) für Reptilien mit Anorexie.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
Regelmässige Kontrolle der weiblichen Tiere vor der Fortpflanzungssaison, um den Gesundheitszustand zu beurteilen. Geeigneten Nistplatz zur Verfügung stellen während Fortpflanzungssaison.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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