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Erkrankungen der Kloake

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Kloakenprolaps ist einer der häufigsten Notfälle bei Reptilien. Kloakitis kann die primäre Ursache eines Kloakenprolapses sein oder sekundär nach Kloakenprolaps vorkommen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Kloakitis: jeder Krankheitzustand, der das Kloakengewebe zerstört, kann zu einer bakteriellen Kloakitis führen (z.B. Parasiten, Kloakensteine, Legenot, Verletzungen während des Fortpflanzungsverhaltens oder nach einem Kloakenprolaps). Die Infektion kann während der Fortpflanzung venerisch von Männchen auf Weibchen (oder umgekehrt) übertragen werden.
 
Komplikationen von Kloakitis: Salpingitis, Orchitis, Sepsis.
 
Kloakenprolaps: kann bei allen Reptilienarten auftreten.
 
Organe und Gewebe, die vorfallen können:
-Hemipenes, Eileiter, Kolon, Rektum, Harnblase (einige Echsen), Masse in der Kloake (z.B. Papillom), Kloakengewebe
 
Es kommt vor im Zusammenhang mit:
 
-Kloake: bakterielle, parasitäre Infektionen (Kloakitis), Kloakensteine (Cloacolith), Legenot
-Harnwege: Infektionen, Urolithiasis
-Reproduktionstrakt: Legenot, abnorme Eier, erhöhte Legetätigkeit, Paraphimose, Trauma (z.B. Phallus/Hemipenis Bisswunden)
-Harnblase: Urolith
-Gastrointestinaltrakt: Enteritis, Parasitose, Obstipation, Fremdkörper
-Stoffwechsel: Schwäche (z.B. aufgrund Hypokalzämie, Hypovitaminose-D, Dehydrierung, Elekrolytenungleichgewicht)
-Neurologische Erkrankung: Trauma, Neoplasie, Infektion
-Coelom: Aszites, Coelomitis, Masse (Neoplasie, Granulom, Eier)
-Anästhesie: reduzierter Tonus (vorübergehend, nicht pathologisch)
 
Prolapsgewebe kann sekundär mit Bakterien infiziert sein.
 
Komplikationen eines Kloakenprolaps: Toxämie, Sepsis.
 

Erreger

Kloakitis, Kloakenprolaps: aerobe und anaerobe fakultativ pathogene Umwelterreger oder Kloakenfloraerreger und/oder Erreger der Grunderkrankung.
 

Symptome

Kloakitis: Kloakenausfluss, stinkender Geruch, Rötung, Schwellung des Kloakenbereichs.
 
Kloakenprolaps: Ödematöses, hämorrhagisches bis nekrotisches Prolapsgewebe, Blutungen, Dehydrierung, Symptome der Grunderkrankung, Apathie, Anorexie, Lethargie, Tod.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung. Vorgefallenes Gewebe/Organen identifizieren und deren Vitalität beurteilen.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Endoskopie, Ultraschall, Röntgen, evtl. Kontraststudien, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Tupfer oder Biopsie für Zytologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Kloakitis: entzündungshemmende Medikamente, Antibiose beim Nachweis einer klinisch relevanten, bakteriellen Infektion. In einigen Fällen kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein.
 
Ein Kloakenprolaps ist ein Notfall.
 
Das Tier muss zuerst stabilisiert werden (Flüssigkeitstherapie, Analgetika, entzündungshemmende Medikamente, Erwärmung). Das vorgefallene Gewebe reinigen (z.B. mit sterilem NaCl, Antiseptika) und abschwellen lassen (durch Auftragen von Dextrose 50% oder hypertoner NaCl-Lösung direkt auf das Gewebe), feucht halten und schützen (z.B. Verband), bis die Reposition erfolgt. Im Falle einer bakteriellen Infektion sollten systemische und/oder lokale Antibiotika verabreicht werden.
 
Wenn kein nekrotisches Material vorhanden ist, kann eine Reposition mit viel Gleitgel versucht werden. Bei rezidivierendem Vorfall kann die Kloake mit Einzelstichen verkleinert werden (Vorsicht: Tiere sollten noch Harn und Kot absetzen können).
 
In bestimmten Fällen kann ein chirurgisches Débridement, eine Amputation (Phallus, Hemipenis), eine Colopexie oder eine Kastration (weibliches Tier) notwendig sein.
 
Therapie der Grunderkrankung(en) (z.B. Anpassung der Ernährung bei Mangelernährung oder Stoffwechselstörungen).
 

Antibiotika

Antibiotika sind beim Nachweis einer bakteriellen Infektion indiziert.
 
Topische Antibiotika (z.B. Silber-Sulfadiazine) sind bei einem Kloakenprolaps zu verwenden (in reponierte Kloake instilliert oder vor Reponierung).
 
In fortgeschrittenen Fällen (Nekrose) sind systemische Antibiotika angezeigt. Bei hochgradig reduzierten Allgemeinzustand ist eine parenterale Initialtherapie vorteilhaft.
 
Als «first-line» Antibiotikum ist eine Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination angezeigt. Es wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Reptilien, die eine Trimethoprim-Sulfonamid Therapie bekommen, sollten hydriert sein. Staphylokokken, Pseudomonas spp. und weitere Bakterien können resistent sein.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf Anaerobier und Protozoen kann Trimethoprim-Sulfonamid mit Metronidazol kombiniert werden.
 
Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen; Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Hohe Dosis oder lange Behandlungszeiten können mit Nebenwirkungen wie Anorexie, Kopfschiefhaltung und Anzeichen von Hepatotoxizität bei Schildkröten oder Todesfällen bei Schlangen einhergehen.
 
Ceftiofur ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit einen breiten Wirkspektrum und bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen Streptokokken sowie Enterobacteriaceae einschliesslich Citrobacter spp., Morganella spp., Acinetobacter spp., Providencia spp. und Serratia spp. Es wirkt nicht gegen P. aeruginosa und selten gegen Staphylokokken. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Langwirkende Präparate (Ceftiofur Crystalline-Free Acid, CCFA) sind ebenfalls wirksam.
 
Ceftazidim ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, einschliesslich P. aeruginosa. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Enrofloxacin sollte nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Enrofloxacin wirkt gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und kann peroral oder parenteral (i.m., s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann die i.m. oder s.c. Applikation zu Muskelnekrosen führen. Übererregung und Inkoordination wurden bei Schildkröten beschrieben. Enrofloxacin gehört zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Erkrankungen der Kloake (bakteriell)
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineTrimethoprim-Sulfonamid10 - 30 mg/kg 1 × täglich p.o.Bis AbheilungSehr wichtig:
Hydratation des
Tieres
 evtl. mit Metronidazol20 mg/kg 1 × täglich oder jeden 2. Tag p.o. (für 7 - 14 Tage)Metronidazol: max. für 7 - 14 TageMetronidazol kann bei hohen Dosierungen und langer Behandlungsdauer zu neurologischen Symptomen und plötzlichen Todesfällen führen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
CeftiofurEchsen (Leguan):
5 mg/kg 1 × täglich i.m./s.c.
Bis AbheilungKritische Antibiotika
 Ceftiofur (langwirkend)30 mg/kg jeden 10.-12. Tag i.m./s.c.  
 Ceftazidim20 - 40 mg/kg 1 × täglich (Chamäleon) jeden 2. - 3. Tag (andere Reptilien) s.c./i.m.  
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 

Resistenzlage

Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere, wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Optimale Haltungsbedingungen (Hygiene, Luftfeuchtigkeit, UVB-Licht, Fütterung, Wärme).
 
Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung (z.B. mit Ösophagussonde) für Reptilien mit Anorexie.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Therapie und Prävention von Grunderkrankungen können Rezidive verhindern.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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