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Knochen- und Gelenkserkrankungen

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

In diesem Kapitel werden septische Arthritis und Spondylitis diskutiert. Osteomyelitis wird in «Frakturen» diskutiert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Septische Arthritis:
 
-Infektiöse Ursachen: Stichverletzungen, Bissverletzungen, Trauma (z.B. offene Fraktur), Infektionen des umliegenden Gewebes (z.B. infizierte Weichteilverletzungen), hämatogene Ausbreitung (z.B. Sepsis)
-Nicht-infektiöse Ursache der Arthritis: Gelenk-Gicht
-Ungeeignete Haltung (tiefe Temperatur, Überbelegung, zu hohe Luftfeuchtigkeit), ungeeignete Fütterung mit damit verbundener Immunsuppression oder Trauma sind prädisponierend
 
Spondylitis:
 
-Häufiger bei Schlangen und Leguanen
-Chronische bakterielle Infektionen nach Trauma (z.B. Bissverletzungen) oder hämatogener Ausbreitung können mit Spondylitis assoziiert sein
-Weitere Erkrankungen wie Neoplasie, Trauma, Hypovitaminose-D, Inaktivität, Muskelerkrankungen und genetische Erkrankungen können ähnliche Symptome verursachen (Wirbelsäulen-Deformationen, Osteitis deformans)
 
Septische Arthritis, Spondylitis: unbehandelte lokalisierte Infektionen (z.B. eine Verletzung mit sekundärer Infektion, Fingernekrose und -infektion nach Dysekdysis bei Echsen) können zu einer generalisierten Knochen- und/oder Gelenkinfektion fortschreiten. Unhygienische Haltung kann zu dieser Ausbreitung prädisponieren.
 
Komplikationen: Polyarthritis, Parese, Paralyse, Sepsis.
 

Erreger

Arthritis: opportunistische Bakterien, Salmonella spp., Escherichia coli, Proteus spp., Pseudomonas spp., Citrobacter spp., Staphylococcus spp., Mycoplasma spp., Mycobacterium spp., Serratia spp., Neisseria spp., Streptococcus spp.
 
Spondylitis: Salmonella spp. (insbesondere bei Schlangen), Klebsiella spp., Morganella spp., Providencia spp., Pseudomonas spp., Streptococcus spp., Staphylococcus spp., Proteus spp., Bacteroides spp., Mycoplasma spp., Mycobacterium spp.
 

Symptome

Arthritis: Bewegungseinschränkung, Gelenkschwellung, Schmerzen, Anorexie, Apathie.
 
Spondylitis: Ankylose, Kyphose, Skoliose, Lordose, eingeschränkter/abnormaler Bewegung, lokale Schwellung, Berührungsschmerz, Parese, Paralyse, neurologische Defizite, Anorexie, Apathie.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung mit orthopädischer und neurologischer (bei Spondylitis) Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Röntgen, Ultraschall, CT, MRT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: FNA des Gelenks unter strikter Asepsis für Zytologie (inkl. Gramfärbung), Kultur und Antibiogramm.
 
Haut-Biopsie für Histopathologie (z.B. Ziehl-Neelsen Färbung für Nachweis von Mykobakterien).
 
Blutkultur (bei Verdacht auf Sepsis, insbesondere bei Spondylitis), Knochenbiospie.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Die Eigenschaften der Entzündungsreaktion bei Reptilien (granulomatöse Entzündung) erschweren die optimale Wirkung von Antibiotika, weshalb eine rein medikamentöse Therapie meist erfolglos bleibt. Aus diesem Grund ist eine chirurgische Therapie die Therapie der Wahl.
 
Septische Arthritis: chirurgische Therapie (z.B. Knochen-Débridement, Gelenkspülung, in extremis Amputation), lokale und/oder systemische Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente, Analgesie.
 
Spondylitis: Antibiose (lokal, systemisch), Analgesie, evtl. chirurgische Therapie (z.B. Schwanzamputation).
 

Antibiotika

Im Fall einer (zytologisch) vermuteten bakteriellen Entzündung sollte initial ein Breitspektrum-Antibiotikum verabreicht werden und die Therapie ist aufgrund der Kultur- und Antibiogrammergebnisse anzupassen.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt. Solche Behandlungen sollten immer durch eine adäquate systemische Antibiose unterstützt werden.
 
Als «first-line» Antibiotika sind Amikacin oder Trimethoprim-Sulfonamid angezeigt.
 
Amikacin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider
Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Es wirkt gegen gramnegative und einige grampositive aerobe Bakterien. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen, den Einsatz anderer nierentoxischer Medikamente zu vermeiden und Amikacin in die craniale Körperhälfte des Tieres zu spritzen.
 
In schweren Fällen kann es mit Ceftiofur oder Ceftazidim kombiniert werden (vorzugweise nach einem Antibiogramm).
 
Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Reptilien, die eine Trimethoprim-Sulfonamid Therapie erhalten, sollten hydriert sein. Staphylokokken, Pseudomonas spp. und weitere Bakterien können resistent sein.
 
Ceftiofur ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit einem breiten Wirkspektrum und bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen Streptokokken sowie Enterobacteriaceae einschliesslich Citrobacter spp., Morganella spp., Acinetobacter spp., Providencia spp. und Serratia spp. Es wirkt nicht gegen P. aeruginosa und selten gegen Staphylokokken. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Langwirkende Präparate (Ceftiofur Crystalline-Free Acid, CCFA) sind ebenfalls wirksam.
 
Ceftazidim ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, einschliesslich P. aeruginosa. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.m., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann i.m. oder s.c. Applikation von Enrofloxacin zur Muskelnekrose führen. Fluorchinolone gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Beim Nachweis bestimmter Erreger sind spezifische Antibiotika angezeigt:
 
-Für Anaerobier (z.B. Bacteroides spp.) ist Metronidazol als «first-line» Antibiotikum indiziert (Alternativen: Ceftiofur oder Ceftazidim, kritische Antibiotika)
-Für Mycoplasma spp. Doxycyclin als «first-line» Antibiotikum
-Kombinationen für Mischinfektionen sind möglich (z.B. Amikacin mit Metronidazol, Ceftiofur oder Ceftazidim, Trimethoprim-Sulfonamid mit Metronidazol, Enrofloxacin mit Metronidazol)
-Im Falle einer generalisierten Mykobakteriose (Zoonose) wird eine Therapie nur in Ausnahmefällen empfohlen. Eine Euthanasie muss in Betracht gezogen werden.
 
Die Therapiedauer beträgt mindestens 4 Wochen. Zur Beurteilung des Therapieerfolges werden regelmässige Nachkontrollen (zunächst alle 2-4 Wochen) mit Kultur, evtl. Antibiogramm und bildgebender Diagnostik empfohlen.
 
Spondylitis, septische Arthritis
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmikacin5 mg/kg i.m. als Initialdosis,
dann 2.5 mg/kg jeden 3. Tag i.m.
Mindestens 4 WochenNephrotoxizität, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen, in vorderer Körperhälfte spritzen

Sehr wichtig: Hydratation des Tieres
 Trimethoprim-Sulfonamid10 - 30 mg/kg 1 × täglich p.o.  
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Ceftiofur2 mg/kg 1× täglich i.m.Mindestens 4 WochenKritische Antibiotika

Ausnahme: Initialtherapie für Fälle mit reduziertem Allgemeinzustand
 Ceftiofur
(langwirkend)
15 mg/kg jeden 1. - 5. Tag i.m.  
 Ceftazidim20 mg/kg jeden 3. Tag s.c./i.m./i.v.  
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 Marbofloxacin10 mg/kg jeden 2. Tag p.o.  
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei einer Spondylitis oder eine septische Arthritis beteiligt sein können, und der bekannten Resistenzen (z.B. Escherichia coli, Salmonella spp., Pseudomonas aeruginosa) wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Optimale Haltungsbedingungen (Hygiene, Luftfeuchtigkeit, UVB-Licht, Fütterung, Wärme).
 
Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung (z.B. mit Ösophagussonde) für Reptilien mit Anorexie.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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