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Pneumonie

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Bakterielle Pneumonie tritt oft bei Schlangen und Agamen auf.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Eine Pneumonie kann viral (z.B. Ferlavirus), bakteriell (primär oder sekundär), durch Pilze (z.B. Candida spp., Aspergillus spp.) oder Parasiten (z.B. Trematoden) und durch nicht infektiöse Ursachen wie Fremdkörper und Aspiration von Nahrung, Flüssigkeit oder Medikamenten verursacht werden.
 
Ursachen der bakteriellen Pneumonie: primäre Infektion, sekundäre Infektion nach Stomatitis, Aspiration von bakterienhaltigem Material, hämatogene Ausbreitung bei Endokarditis, Hepatitis, Coelomitis.
 
Prädisponierend sind Immunsuppression (Stress, Überbelegung, ungeeignete Temperatur, ungeeignete Überwinterung, Medikamente), Mangelernährung, mangelnde Hygiene (z.B. schlechte Belüftung) und weitere haltungsbedingte Faktoren (zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit).
 
Komplikationen: Arthritis (Mycoplasma spp.), Abszesse, Sepsis.
 

Erreger

Häufig aerobe gramnegative Bakterien, selten anaerobe Bakterien und noch seltener grampositive Bakterien. Oft handelt es sich um fakultativ pathogene Bakterien der Normalflora oder Umwelterreger. Es handelt sich oft um eine Infektion mit mehreren Erregern.
 
Mycoplasma spp. (oft mit lymphoproliferativer Tracheitis), Aeromonas spp., Alcaligenes spp., Chlamydia spp., Salmonella spp., Mycobacterium spp., Citrobacter spp., Providencia spp., Enterobacter spp., Escherichia coli, Klebsiella spp., Morganella spp., Serratia spp., Moraxella spp., Pasteurella spp., Proteus spp., Pseudomonas spp., Acinetobacter spp., Brevibacterium spp., Achromobacter spp., Bacillus spp., Stenotrophomonas spp., Empedobacter spp., Bacteroides spp., Clostridium spp., Fusobacterium spp., Peptostreptococcus spp., Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Corynebacterium spp.
 

Symptome

Atemgeräusche, Nasenausfluss, Sekret in der Maulhöhle, Dyspnoe (bei Schlangen Aufrichten und Abstützen des Kopfs/Halsbereich am Terrarium; bei Bartagamen aufgerichtete Haltung von Kopf und Oberkörper), Maulatmung, ungleichmässiges Schwimmen bei aquatischen Arten, Tauchunfähigkeit, Anorexie, Apathie, Lethargie bis plötzliche Todesfälle.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung, einschliesslich Auskultation der Atemwege. Bei Dyspnoe, das Reptil vor der klinischen Untersuchung durch Sauerstoffverabreichung stabilisieren (CAVE bei Obstruktion bessert sich Dyspnoe nicht mit Sauerstoff).
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Röntgen, Ultraschall, CT, Endoskopie), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Lungenspülung für Zytologie (Diff-Quick, Gram-Färbung, auch «in-house»), PCR (Mycoplasma spp.), Histopathologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Entzündungshemmende Medikamente, Entfernung von Sekreten, welche die Atemwege obstruieren (Reptilien haben kein Zwerchfell, sie können nicht husten und Sekrete sammeln sich an), Sauerstoffsupplementierung, chirurgische Behandlung von Abszessen und Granulomen.
 

Antibiotika

Bei Verdacht auf eine bakterielle Erkrankung (Zytologie, Hämatologie) ist eine systemische antibiotische Therapie angezeigt. Die Therapie ist aufgrund der Kultur- und Antibiogrammergebnisse anzupassen. Es handelt sich oft um eine lange Therapie (mindestens 4-6 Wochen). Der Therapieerfolg sollte regelmässig durch Nachkontrolle evaluiert werden.
 
Als «first-line» Antibiotika sind Amikacin oder Doxycyclin angezeigt.
 
Amikacin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Es wirkt gegen gramnegative und einige grampositive aerobe Bakterien. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen, den Einsatz anderer nierentoxischer Medikamente zu vermeiden und Amikacin in die vordere Extremität des Tieres zu spritzen.
 
In schweren Fällen kann Amikacin mit Ceftiofur oder Ceftazidim kombiniert werden (vorzugweise nach einem Antibiogramm).
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien. Es gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern.
 
Ceftiofur ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit einem breiten Wirkspektrum und bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen Streptokokken sowie Enterobacteriaceae einschliesslich Citrobacter spp., Morganella spp., Acinetobacter spp., Providencia spp. und Serratia spp. Es wirkt nicht gegen P. aeruginosa und selten gegen Staphylokokken. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Langwirkende Präparate (Ceftiofur Crystalline-Free Acid, CCFA) sind ebenfalls wirksam.
 
Ceftazidim ist nur in Ausnahmefällen angezeigt, kann aber ausnahmsweise bei Fällen mit stark reduziertem Allgemeinzustand, die eine initiale parenterale Therapie brauchen, eingesetzt werden. Ceftazidim ist ein Cephalosporin der 3. Generation mit bakterizider Wirkung. Es wirkt gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien, einschliesslich P. aeruginosa. Es handelt sich um ein kritisches Antibiotikum, deswegen sollte es nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.m., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann i.m. oder s.c. Applikation von Enrofloxacin zur Muskelnekrose führen. Übererregung und Inkoordination wurden für Enrofloxacin bei Schildkröten als Nebenwirkungen beschrieben. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Beim Nachweis bestimmter Erreger sind spezifische Antibiotika angezeigt:
 
-Mycoplasma spp.: Doxycyclin als «first-line» Antibiotikum, Tylosin als Alternative (kritisches Antibiotikum!) (siehe «Rhinitis»)
-Anaerobier (z.B. Clostridium spp., Fusobacterium spp.): Metronidazol
-Im Falle einer generalisierten Mykobakteriose (Zoonose) wird eine Therapie nur in Ausnahmefällen empfohlen. Eine Euthanasie muss in Betracht gezogen werden.
 
Pneumonie
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmikacin5 mg/kg i.m. als Initialdosis,
dann 2.5 mg/kg jeden 3. Tag i.m.
Mindestens 4 - 6 WochenNephrotoxizität, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen, in vorderer Körperhälfte spritzen
 Doxycyclin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o. Oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Ceftiofur2 mg/kg 1× täglich i.m.Mindestens 4 - 6 WochenKritische Antibiotika

Ausnahme: Initialtherapie für Fälle mit reduziertem Allgemeinzustand
 Ceftiofur
(langwirkend)
15 mg/kg jeden 1. - 5. Tag i.m.  
 Ceftazidim20 mg/kg jeden 3. Tag s.c./i.m./i.v.  
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 Marbofloxacin10 mg/kg i.m. jeden 2. Tag p.o.  
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei einer Pneumonie beteiligt sein können, und der bekannten Resistenzen (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Optimale Haltungsbedingungen (Hygiene, Luftfeuchtigkeit, UVB-Licht, Fütterung, Wärme).
 
Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung (z.B. mit Ösophagussonde) bei Reptilien mit Anorexie, Inhalationen/Verneblung von Wasserdampf.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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