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Hepatitis contagiosa canis

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Hintergrundinformationen

Erreger

Der Erreger der Hepatitis Contagiosa Canis (HCC) ist das canine Adenovirus Typ 1 (CAV-1). Es handelt sich hierbei um ein unbehülltes DNA-Virus des Genus Mastadenovirus (Familie der Adenoviridae). Es ist genetisch und antigenetisch eng verwandt mit dem Caninen Adenovirus Typ 2 (CAV-2). Die zwei Viren haben aber unterschiedliche Organtropismen - CAV-2 spielt eine Rolle beim Zwingerhustenkomplex des Hundes. Das CAV-1 hat ein breites Wirtsspektrum, welches unter anderem Kaniden und Ursiden (Bärenartige) umfasst. Als Reservoir für das Virus dienen Wildtierpopulationen. Akute fulminante Infektionen treten beim Hund in vielen Ländern - vermutlich bedingt durch eine gute Durchimpfungsrate - nicht mehr häufig auf. Oft sind inkorrekt oder zu früh geimpfte Hundewelpen betroffen.
 

Ursachen & Risikofaktoren

Das CAV-1 wird über Kontakt zu infizierten Tieren und deren Ausscheidungen (v.a. Speichel und Urin) übertragen. Eine indirekte Übertragung durch Kontakt mit infektiösem Speichel, Kot, oder Urin ist möglich. Im Urin kann CAV-1 nach einer Infektion bis zu 9 Monate lang ausgeschieden werden. Auch asymptomatische Tiere können Dauerausscheider sein. Das Virus ist in der Umwelt beständig und kann mehrere Monate auf Oberflächen überleben. Nicht alle gängigen Desinfektionsmittel sind gegen CAV wirksam.
 

Krankheitsbild

Die initiale Replikation erfolgt im lymphatischen Gewebe des Oropharynx. Anschliessend kommt es zu einer mehrere Tage dauernden Virämie mit Befall von Endothelzellen, Zellen des retikuloendothelialen Systems und speziell von Leberzellen. Der Verlauf der Erkrankung ist abhängig von der ausgebildeten Immunantwort. Subklinische Verläufe und Elimination des Erregers sind möglich. Bei Ausbildung eines nur partiell neutralisierenden Antikörpertiters wird eine chronische Hepatitis mit hepatischer Fibrose als Folge beschrieben. Ist der Antikörpertiter sehr tief, kommt es zu einer akuten hepatischen Nekrose, welche in der Regel zum Tod des Tiers führt.
 

Symptome

Das erste Symptom ist in der Regel Fieber, welches oft einen biphasischen Verlauf aufzeigt. Weiter zeigen die Tiere Apathie, Anorexie, Tachypnoe und Tachykardie, Erbrechen und Durchfall. Ein aufgetriebenes, schmerzhaftes Abdomen mit einer vergrösserten Leber und Aszites kommen ebenfalls häufig vor. Etwas seltener werden Anzeichen einer disseminierten intravasalen Koagulopathie (DIC) beobachtet, welche sich mit Punktblutungen in der Haut und Schleimhaut oder seltener mit Nasenbluten äussern kann. Gelegentlich kommt es zu respiratorischen Symptomen. Selten treten neurologische Symptome auf, vermutlich bedingt durch vaskuläre Schäden im zentralen Nervensystem. Einige Wochen nach der Infektion kann es bedingt durch Immunkomplexablagerung zu Nephritis und Korneaödemen («blue eye») kommen.
 

Prognose

Die Prognose ist stark abhängig von der ausgebildeten Immunantwort und somit von der klinischen Symptomatik. Die Letalität wird mit 10 - 30% angegeben. Bei Welpen verlaufen bis zu 100% der Erkrankungen tödlich.

 
Diagnose / Tests Die ersten 10 - 14 Tage nach der Infektion ist das CAV-1 noch in den meisten Körperflüssigkeiten (Urin, Blut oder Nasensekret) nachweisbar, zum Beispiel mittels PCR oder Virusisolation - letztere wird jedoch für die Routinediagnostik kaum angeboten. Danach gelingt meist nur noch der Nachweis im Urin (bis zu 9 Monate nach der Infektion). Mittels Virusisolation kann nicht unterschieden werden, ob es sich um CAV-1 oder CAV-2 handelt, mittels PCR hingegen schon.
 
Die Serologie muss mit Vorsicht interpretiert werden, da nicht zwischen CAV-1 und CAV-2 Antikörpern bzw. zwischen Impf- und Infektionsantikörpern unterschieden werden kann. Ein Titeranstieg innert 10 - 14 Tagen kann als Hinweis für eine akute Infektion gewertet werden.
 
Post mortem kann eine CAV-1 Infektion mittels PCR oder Immunhistochemie in Gewebeschnitten oder durch den Nachweis von intranukleären Einschlusskörperchen im Lebergewebe bestätigt werden.
 
Therapieleitlinien

Die Therapie ist in erste Linie symptomatisch. Nebst einer adäquaten Flüssigkeitstherapie können Plasma- oder Bluttransfusionen zur Behandlung einer DIC oder Blutung zum Einsatz kommen. Zur Behandlung von Sekundärinfektionen können Antibiotika indiziert sein (siehe auch: AntibioticScout). Weiter werden oft gastroprotektive Medikamente verwendet. Liegt eine Hepatoencephalopathie vor, kommen Laktulose, Antibiotika und Enemas zum Einsatz; die Glukose und Elektrolyte (insbesondere Kalium) im Blut müssen bei diesen Tieren überwacht und bei Bedarf supplementiert werden.
 
Es sind zurzeit keine spezifischen antiviralen Therapien gegen das CAV-1 bekannt.

 
Impfleitlinien Die Impfung gegen das CAV-1 gehört zu den Core-Vakzinen und sollte bei allen Hunden, unabhängig von Haltungs- und Umgebungsfaktoren, durchgeführt werden. Die verwendeten Impfstoffe basieren auf CAV-2 Stämmen, führen jedoch zu einem Schutz gegen CAV-1. CAV-1 selbst wird in Impfungen nicht mehr verwendet, da es hierbei zu Nebenwirkungen kam wie z.B. Korneaödemen («blue eye») oder Nephrititiden.
 
Die Impfung führt bei korrekter Grundimmunisierung zur Ausbildung einer guten protektiven Immunität gegen CAV-1, obwohl selten Infektionen bei geimpften Tieren nachgewiesen wurden.
 
Tabelle 1: In der Schweiz zugelassene Impfstoffe gegen CAV
 
ProduktZulassungs­inhaberinEnthält (CAV-Komponente)Enthält (weitere Komponenten)Zugelassen ab (Alter)
Canigen® SHA2PPi/L ad us. vet.Virbac (Switzerland) AGAttenuiertes canines Adenovirus Typ 2, Stamm ManhattanAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Staupevirus,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira canicola und icterohaermorrhaghiae
8 Wochen
Eurican® DAPPi-Lmulti ad us. vet.Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbHAttenuiertes canines Adenovirus Typ 2, Stamm DK13Attenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Staupevirus,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira canicola, icterohaermorrhaghiae und grippotyphosa
7 Wochen
Nobivac® DHP ad us. vet.MSD Animal Health GmbHAttenuiertes canines Adenovirus Typ 2, Stamm ManhattanAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Staupevirus
8 Wochen
Nobivac® DHPPi ad us. vet.MSD Animal Health GmbHAttenuiertes canines Adenovirus Typ 2, Stamm ManhattanAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Staupevirus,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus
8 Wochen
Versican® Plus DHPPi/L4 ad us. vet.Zoetis Schweiz GmbHAttenuiertes canines Adenovirus Typ 2, Stamm CAV-2-Bio 13Attenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Staupevirus,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira icterohaemorrhaghiae, canicola, grippotyphosa und australis
6 Wochen
Versican® Plus DHPPi/L4R ad us. vet.Zoetis Schweiz GmbHAttenuiertes canines Adenovirus Typ 2, Stamm CAV-2-Bio 13Attenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Staupevirus,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira icterohaemorrhaghiae, canicola, grippotyphosa und australis,
inaktiviertes Tollwutvirus
8 Wochen
 
Grundimmunisierung
Tabelle 2: Impfschema CAV - Grundimmunisierung
 
8 - 9 Wochen12 Wochena16 Wochenb6 - 12 Monatec
 
aAb einem Alter von 12 Wochen genügen 2 Impfungen im Abstand von 3 - 4 Wochen, plus eine Impfung mit 6 - 12 Monaten zum Abschluss der Grundimmunisierung.
  
bDie Impfung mit ≥ 16 Wochen wird empfohlen, da vor diesem Zeitpunkt allenfalls vorhandene maternale Antikörper die Ausbildung einer ausreichenden Immunantwort hemmen können.
  
cBei Tieren > 6 Monaten genügt gemäss internationaler Guidelines eine einmalige Impfung, um eine protektive Immunantwort zu induzieren.
 
Wiederholungsimpfungen
Eine Wiederholungsimpfung sollte nach erfolgter Grundimmunisierung nicht häufiger als alle 3 Jahre durchgeführt werden. Verlängert sich der Zeitraum zwischen 2 Impfungen, empfehlen internationale Guidelines eine einmalige Wiederholungsimpfung.
 
Eine Alternative zu den 3-jährlichen Wiederholungsimpfungen stellt ein individuelles Impfschema nach Antikörpertiter-Messungen dar. Nebst Point of Care (POC) Schnelltests für CAV Antikörper bieten auch die meisten Veterinärlabore Antikörpermessungen für CAV an. Es gibt jedoch keine Standardisierung zwischen den in den jeweiligen Laboren verwendeten Tests. Das Vorliegen von Antikörpern korreliert mit Schutz; eine Wiederholungsimpfung ist indiziert, wenn das Tier seronegativ ist.
 
Kontraindikationen
Aktuell sind in der Schweiz nur modifizierte Lebendvakzinen (MLV) gegen CAV zugelassen. Die meisten MLV dürfen nicht während der Trächtigkeit eingesetzt werden, die Herstellerangaben sind hier in jedem Fall zu beachten. Der Einsatz der Vakzine bei Tieren mit immunsuppressiven Erkrankungen oder Medikamenten sollte im Einzelfall abgewogen und nur mit grösster Sorgfalt erfolgen.
 
Durchgemachte CAV-1-Infektion
Nach einer durchgemachten HCC bzw. CAV-1-Infektion wird eine lebenslange Immunität erwartet. Bei diesen Tieren wäre keine CAV-Impfung mehr erforderlich. Die Impfung wird jedoch trotzdem empfohlen, da ein Schutz gegen CAV-2 zur Prävention von Zwingerhusten eine Rolle spielt.
 
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Bei Verwendung der in Tabelle 1 aufgeführten Impfstoffen kann es vereinzelt zu gastrointestinalen Symptomen wie Durchfall, Erbrechen und Appetitlosigkeit oder verminderter Aktivität kommen. Weiter kommen lokale Reaktionen mit vorübergehender Schwellung an der Injektionsstelle vor. Wie bei allen Impfungen ist das Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen möglich.
 

Prävention

Eine zentrale Rolle in der Prävention von CAV-1-Ausbrüchen spielt die Herdenimmunität. Möglichst viele Tiere einer Population sollten korrekt geimpft sein.
 
Die wichtigste Massnahme in der Einschränkung von Ausbrüchen ist die Isolation von betroffenen Tieren. Patienten mit bestätigter oder vermuteter CAV-1-Infektion müssen in gesonderten Räumen untersucht und bei Hospitalisation in einer Quarantänestallung untergebracht werden. CAV-1 ist nicht gegen alle gängigen Desinfektionsmittel empfindlich. Präparate auf der Basis von Natriumhypochlorit und Chlordioxid sind wirksam. Ein in der Schweiz erhältliches Produkt auf der Basis von Kaliummonopersulfat ist ebenfalls wirksam.
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