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Serositis / Polyserositis beim Schwein

Wichtige Hinweise Befunde von Serositis/Polyserositis am Schlachthof haben in Ländern mit intensiver Schweinehaltung in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch in der Schweiz werden gelegentlich Bestandsprobleme mit Serositis/Polyserositis festgestellt. Da gegen die meisten Erreger, welche eine Serositis/Polyserositis beim Schwein verursachen, geimpft werden kann, ist bei anhaltenden Bestandsproblemen eine Impfung der metaphylaktischen Therapie mit Antibiotika vorzuziehen!
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Hintergrundinformationen

Ursache und Risikofaktoren
Da die meisten Erreger von Polyserositiden zur kommensalen Keimflora zählen, sind suboptimalen Haltungsformen und Managementmassnahmen (hohe Tierdichte, Stress, Transport, Bestossen der Bestände mit Schweinen aus verschiedenen Herkünften, nicht vorgeheizte Liegeflächen beim Einstallen), tiefe Biosicherheitsstandards und/oder mangelnde Immunität die häufigsten Risikofaktoren.
 
Symptome
Das klinische Bild einer Serositis / Polyserositis beim Schwein ist nicht immer einheitlich. Es ist einerseits abhängig vom Erreger, dessen Virulenzfaktoren sowie Organtropismus, und andererseits von der Immunitätslage der betroffenen Tiere sowie der Lokalisation der betroffenen Serosen (Pleura, Perikard, Peritoneum, Synovia resp. Meningen). Die Mehrheit der Infektionen verläuft ohne klinisch apparente Symptome.
 
Erreger
Streptococcus (S.) suis bei Saugferkeln
Glaesserella (G.) parasuis und seltener Mycoplasma (M.) hyorhinis bei Absetzferkeln
M. hyorhinis und seltener G. parasuis bei Mastschweinen
 
S. suis kann sowohl bei gesunden wie auch bei kranken Tieren als Besiedler der Tonsillen, des Nasopharynx und etwas seltener des Gastrointestinaltrakts nachgewiesen werden. In Europa dominiert der Serotyp 2. Ferkel können sich bereits während der Geburt durch Kontakt zum Schleim in den Geburtswegen infizieren. In Problembeständen können u.U. mehrere Serotypen gleichzeitig nachgewiesen werden. Als Zoonoseerreger (v.a. Serotyp 2 gefährlich) ist S. suis auch bei erregerexponierten Berufsgruppen (Schweinehalter, Tierärzte, Metzger) als Infektionserreger zu beachten.
 
G. parasuis ist ein ubiquitärer Besiedler der oberen Atemwege. In der Schweiz sind wenige SPF-Bestände frei von diesem Erreger. Die Sauen in diesen Beständen übertragen keine kolostrale Immunität auf ihre Nachkommen. Wenn eine Herde jedoch endemisch infiziert ist, geben Sauen über das Kolostrum maternale Antikörper an ihre Ferkel weiter, die je nach Antikörpertiter 3 - 5 Wochen Schutz vor einer Erkrankung vermitteln. In der Schweiz kommt vor allem der Serotyp 5 vor, selten auch der Serotyp 2. Die Kreuzimmunität zwischen verschiedenen Serotypen ist unterschiedlich gross und schwierig vorherzusagen.
 
M. hyorhinis ist ein ubiquitärer Besiedler der oberen Atemwege beim Schwein. Die Pathogenese der hämatogenen Ausbreitung und Manifestation von Pneumonien, Serositiden, Otitis media oder Arthritiden ist unklar.
 
Diagnose / Tests Da G. parasuis im Labor nur unter besonderen Bedingungen wachsen und die Erreger innert weniger Stunden im Labor angezüchtet werden müssen, sind Hofsektionen und Entnahme von Serosentupfer sowie das schnelle und gekühlte Versenden der Proben wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Diagnostik. Als Alternative kann ein noch lebendes Tier ins Labor bzw. in die Pathologie gebracht werden.
 
Gleiches gilt für M. hyorhinis. Dagegen ist die Isolierung von S. suis vergleichsweise einfach. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass Probenmaterial tatsächlich auch aus Läsionen entnommen wird, und nicht ein Nachweis von S. suis für die Diagnose herangezogen wird, der aus einer die klinischen Symptome nicht erklärenden Lokalisation erzielt wurde.
 
Therapieleitlinien

Siehe Therapieleitfaden.

 
Impfleitlinien
Streptococcus suis

Ein Impfstoff gegen S. suis ist zurzeit in der Schweiz nicht zugelassen. Wird in einem Bestand wiederkehrend ein Problem mit Polyserositis, Arthritis oder Meningitis, bedingt durch eine Infektion mit S. suis, bei Ferkeln oder Mastschweinen diagnostiziert, kann eine Sondergenehmigung für die Herstellung einer stallspezifischen Vakzine beantragt werden. Die stallspezifische Vakzine sollte die im Bestand dominanten Klone von S. suis enthalten. Dazu wird die Untersuchung von mindestens 5 Proben von 5 verschiedenen Tieren empfohlen. Wichtig ist,
 

den ausgeprägten Organtropismus von S. suis zu beachten und nur solche Isolate für eine Vakzine zu verwenden, die aus einer die Klinik erklärenden Lokalisation stammen (z.B. bei Meningitis und Arthritis S. suis-Isolate aus dem ZNS und dem Gelenk);
nur Isolate zu verwenden, bei denen mittels PCR mindestens ein Virulenzmarker (Suilysin, MRP oder EF) nachgewiesen wurde;
Isolate von mindestens 3 verschiedenen Tieren zu verwenden.

 
Der optimale Impfzeitpunkt kann theoretisch vor der Erstellung des bestandsspezifischen Impfkonzepts anhand einer serologischen Querschnittsuntersuchung determiniert werden. Aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Tests für die Routinediagnostik hat sich in der Praxis - ohne weitere Diagnostik - eine Impfung der Saugferkel bewährt, wenn die klinischen Symptome im Absetzferkelstall auftreten, bzw. die Impfung der Absetzferkel, wenn die klinischen Symptome in der Mast auftreten.
 
Da es sich um einen inaktivierten Impfstoff handelt und eine vergleichsweise lange Immunität (i.d.R. bis zur Schlachtung) angestrebt wird, müssen die Tiere zweimal im Abstand von 2 bis 4 Wochen mit der vom Hersteller der Vakzine angegebenen Dosis (oftmals 2.0 mL) geimpft werden.
 

Glaesserella parasuis

Der Erreger ist ein Kommensale auf den Schleimhäuten des oberen Respirationstrakts und wird regelmässig bei gesunden Tieren nachgewiesen. Bereits wenige Stunden nach der Geburt kann der Erreger von den Nasenschleimhäuten gesunder Ferkel isoliert werden.
 
G. parasuis weist eine Affinität zu den serösen Häuten auf und verursacht Polyarthritis, aber auch Pleuritis, Perikarditis und Meningitis. Durch die ubiquitäre Verbreitung des Erregers kann oft ein enzootischer Verlauf der Erkrankung in den Schweinebeständen beobachtet werden. Häufig sind Mastschweine betroffen, bei denen Stressoren, wie Umstallung, Futterwechsel, hohe Belegdichte, Transport und Klimamängel festzustellen sind. In Einzelfällen können aber auch Jungsauen/-eber während oder kurz nach der Eingliederungsphase erkranken. Der Verlauf der Glässerschen Krankheit variiert sehr stark. Die Erkrankung kann perakut, akut oder chronisch verlaufen.
 
Es sind mindestens 15 Serovare mit unterschiedlicher Pathogenität beschrieben. Eine sichere Prognose der Virulenz anhand der Serotypisierung ist nicht möglich. Eine Kreuzimmunität zwischen den verschiedenen Serotypen ist sehr variabel und kaum vorherzusagen.
 
Zurzeit ist in der Schweiz ein Impfstoff gegen G. parasuis zugelassen (Tabelle 15). In Beständen, die wiederkehrend von Glässerscher Krankheit betroffenen sind, sollten die Ferkel ab der 5. Lebenswoche erstmalig geimpft werden (Tabelle 16). Eine Wiederholung der Impfung sollte etwa 3 bis 4 Wochen nach der Erstimpfung erfolgen.
 
Grundsätzlich können auch Jungsauen und Altsauen gegen G. parasuis geimpft werden, damit diese eine grössere Menge kolostraler Antikörper auf ihre Ferkel übertragen. Dieses Impfkonzept ist anzuwenden, wenn bereits Saugferkel oder Absetzferkel kurz nach dem Absetzen erkranken und daher eine aktive Immunisierung nicht früh genug eine Immunität vermitteln würde. Sofern Sauen und Ferkel in einem Bestand geimpft werden sollen, muss in diesem Konzept unbedingt die mögliche Interferenz zwischen maternalen Antikörpern und der Impfung bei den Ferkeln beachtet werden.
 
Tabelle 15: In der Schweiz zugelassene Impfstoffe gegen G. parasuis

Produkt Zulassungsinhaber Leb./inakt. Indikation
Porcilis Glässer MSD Animal Health GmbH inaktiviert Glaesserella parasuis (Glässersche Erkrankung)

 
Tabelle 16: Impfschema zur Bekämpfung der Glässerschen Krankheit bei Ferkeln und Mastschweinen

Frühest möglicher Impfzeitpunkt Grundimmunisierung Wiederholung Bemerkung
Ab der 5. Lebenswoche Zwei Impfungen im Abstand von 3 - 4 Wochen In der Regel keine Wiederholung erforderlich Abhängig vom Infektionsdruck, dem Auftreten der klinischen Symptome und dem Betriebsmanagement können auch Sauen in die Immunoprophylaxe miteingeschlossen werden.

 

Mycoplasma hyorhinis

Ein Impfstoff gegen M. hyorhinis ist zurzeit in der Schweiz nicht zugelassen. Wird in einem Bestand wiederkehrend ein Problem mit Polyserositis oder Arthritis, bedingt durch eine Infektion mit M. hyorhinis, bei Ferkeln oder Mastschweinen diagnostiziert, kann eine Sondergenehmigung für die Herstellung einer stallspezifischen Vakzine beantragt werden (z.B. Vaxxinova (Cuxhaven, Deutschland), IVD (Seelze, Deutschland), etc.). Die stallspezifische Vakzine sollte die im Bestand dominanten Klone von M. hyorhinis enthalten. Dazu wird die Untersuchung von mindestens 5 Proben von 5 verschiedenen Tieren empfohlen.
 
Der optimale Impfzeitpunkt kann theoretisch vor der Erstellung des bestandsspezifischen Impfkonzepts anhand einer serologischen Querschnittsuntersuchung determiniert werden. Aufgrund der fraglichen Interpretierbarkeit des Tests für die Routinediagnostik hat sich in der Praxis - ohne weitere Diagnostik - eine Impfung der Saugferkel bewährt, wenn die klinischen Symptome im Absetzferkelstall auftreten, bzw. die Impfung der Absetzferkel, wenn die klinischen Symptome in der Mast auftreten.
 
Da es sich um einen inaktivierten Impfstoff handelt und eine vergleichsweise lange Immunität (i.d.R. bis zur Schlachtung) angestrebt wird, müssen die Tiere zweimal im Abstand von 2 bis 4 Wochen mit der vom Hersteller der Vakzine angegebenen Dosis (oftmals 2.0 mL) geimpft werden.
 

Prävention

Präventiv müssen Risikofaktoren möglichst verhindert werden.

Eliminierung der oben aufgeführten Risikofaktoren, sowie Optimieren der Kolostrumversorgung
Reinigung / Desinfektion, Rein-raus
Stress vermeiden, Gruppen nicht mischen, Kämpfe verhindern
Böden isolieren, nicht zu rau, Schwellen vermeiden, Verletzungsrisiko minimieren etc.

 

Unterstützende Massnahmen
Zur Reduktion des Keimdrucks die Tiere mit schlechter Prognose euthanasieren.
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