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Reproduktionsstörungen beim Schwein

Wichtige Hinweise Reproduktionsstörungen sind die häufigste Abgangsursache für Sauen und Eber. Da Reproduktionsstörungen in Sauenbeständen monokausal, aber auch multifaktoriell bedingt sein können, ist eine vollständige Bestandsuntersuchung inklusive weiterführender Untersuchungen notwendig, um die Kausalität eines Problems zu erkennen. Die regelmässige Impfung von Jung- und Altsauen sowie der Eber eines Bestandes kann das Auftreten resp. die Ausprägung einiger Reproduktionsstörungen reduzieren und wird daher dringend angeraten!
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen & Risikofaktoren

Reproduktionsstörungen sind oftmals nicht auf eine primäre Infektionskrankheit, sondern auf Fehler im Management und/oder Stress sowie andere Noxen zurückzuführen, die auf die Sauen und den Eber einwirken. Nur etwa 30 - 40 % aller Aborte, Totgeburten und mumifizierten Feten werden durch ein Primärpathogen bedingt. Sofern eine Infektion vermutet wird, muss anhand weiterführender Untersuchungen der Erreger in geeignetem Probenmaterial identifiziert werden. Wichtig im Fall von Aborten ist auch, der Untersuchungspflicht gemäss der Tierseuchenverordnung nachzukommen und relevante Tierseuchen auszuschliessen. Die hochansteckenden und auszurottenden Tierseuchen, gegen die man prinzipiell auch impfen könnte (Infektionen mit porcine herpesvirus type 1, classical swine fever virus, porcine reproductive and respiratory syndrome virus, etc.), werden in diesem Leitfaden nicht weiter behandelt, weil Impfungen gegen diese Erreger in der Schweiz verboten resp. nicht zugelassen sind.
 

Erreger

Chlamydia spp.
Leptospira spp.
Porcine circovirus type 2
Porcine parvovirus
Hochfieberhafte Erkrankungen (z.B. Influenza)
 
Diagnose / Tests

Für eine gesicherte Diagnose sind labordiagnostische Massnahmen unentbehrlich. Es ist nahezu unmöglich, aufgrund klinischer Symptome eine ätiologische Diagnose zu stellen.
 
Diagnostische Untersuchungen siehe im ANNEX "Labordiagnostik Schweine und Rinder".

 
Therapieleitlinien

Siehe Therapieleitfaden

 
Impfleitlinien

Impfungen

Chlamydia spp.

Kommerzielle Impfstoffe gegen Chlamydia spp., die Reproduktionsstörungen verhindern können, sind zurzeit in Europa nicht erhältlich. Die Herstellung stallspezifischer Vakzinen ist nach derzeitigem Stand des Wissens nicht sinnvoll.
 

Porzines Circovirus Typ 2

Siehe "Atemwegserkrankungen beim Schwein"
 

Porzines Parvovirus

Das Porzine Parvovirus (porcine parvovirus, PPV) ist ein sehr kleines DNA-Virus mit hoher Widerstandsfähigkeit und verschiedenen virulenten Serotypen. Durch die hohe Tenazität tritt der Erreger fast ubiquitär auch in Schweizer Schweinebeständen auf. Nach oronasaler Aufnahme findet die initiale Replikation im Nasenrachenraum und danach im Verdauungstrakt statt. Anschliessend kommt es zur Virämie. Der Erreger überwindet die Plazentaschranke und infiziert die Feten. Der Verlauf der Erkrankung ist abhängig vom Infektionszeitpunkt und wird als SMEDI-Syndrom zusammengefasst. SMEDI steht für "Stillbirth (Totgeburten), Mummification (Mumien), Embryonic Death (embryonale Sterblichkeit) und Infertility (Unfruchtbarkeit)". Die unterschiedlichen Verlaufsformen bei einer Erkrankung mit Parvovirus sind in der Tabelle 19 zusammengefasst.
 
Tabelle 19: Verlaufsformen der PPV-Infektion beim Schwein in Abhängigkeit vom Stand der Trächtigkeit am Tag der Infektion

Infektions­zeitpunkt Auswirkungen Klinik
1. - 35. ­Trächtigkeitstag Embryonaler Fruchttod Umrauschen (unregelmässig, wenn Infektion nach 17. Trächtigkeitstag)
35. - 70. ­Trächtigkeitstag Mumifikation oder Totgeburten Mumien unterschiedlicher Grösse und Austrocknungsgrad und Totgeburten neben lebensschwachen und gesunden Ferkeln
> 70. ­Trächtigkeitstag Feten sind immunkompetent und können Viren eliminieren
(positiver Antikörper-Nachweis bei Neugeborenen bereits vor Kolostrumaufnahme)
Häufig lebensschwache Ferkel

 
Zurzeit sind vier Impfstoffe in der Schweiz zugelassen (Tabelle 20), mit denen Sauen und auch Eber regelmässig geimpft werden können. Wichtig ist, dass eine Impfung von jungen Zuchttieren (Remonten) nicht zu früh erfolgt, weil andernfalls eine Interferenz mit maternalen Antikörpern den Impferfolg verhindern kann (Tabelle 21). Sofern keine monovalente Vakzine gegen PPV, sondern ein Kombinationsimpfstoff verwendet wird, der auch Antigen von E. rhusiopathiae enthält, muss für letztere Komponente das Intervall für Wiederholungsimpfungen von 12 auf 6 Monate verkürzt werden (Tabelle 22).
 
Aus Gründen der hohen Erregerprävalenz, der Praktikabilität und aufgrund des geringen Preisunterschieds zwischen den Impfstoffen wird für alle Zuchtbestände in der Schweiz grundsätzlich die Anwendung der bivalenten anstatt der monovalenten Vakzine empfohlen.
 
Tabelle 20: In der Schweiz zugelassene Impfstoffe gegen PPV

Produkt Zulassungsinhaber Leb./inakt. Indikation
Erysen Parvo Dr. E. Graeub AG inaktiviert Rotlauf, Parvovirose 
PARVORUVAX Biokema SA inaktiviert Rotlauf, Parvovirose
Porcilis® Ery+Parvo MSD Animal Health GmbH inaktiviert Rotlauf, Parvovirose

 
Tabelle 21: Impfschema zur Bekämpfung PPV bedingter Reproduktionsstörungen

Frühest ­möglicher ­Impfzeitpunkt Grundimmunisierung Wiederholung Bemerkung
Jungsauen sollten ­nicht ­vor ­dem ­6. Lebensmonat ­geimpft ­werden, da ­eine ­Interferenz ­mit ­maternalen ­Antikörpern ­den ­Schutz ­gegen ­die ­Parvoviren ­beeinträchtigen ­kann Eine Impfung 3 - 4 Wochen vor der ersten Belegung Jährlich Es können auch trächtige und laktierende Tiere geimpft werden.

 
Tabelle 22: Impfschema zur simultanen Bekämpfung PPV bedingter Reproduktionsstörungen und E. rhusiopathiae bedingter Erkrankungen

Frühest ­möglicher ­Impfzeitpunkt Grundimmunisierung Wiederholung Bemerkung
Jungsauen sollten ­nicht ­vor ­dem ­6. Lebensmonat ­geimpft ­werden, da ­eine ­Interferenz ­mit ­maternalen ­Antikörpern ­den ­Schutz ­gegen ­die ­Parvoviren ­beeinträchtigen ­kann 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen, ab der 10. Lebenswoche. Alle 6 Monate Um einen adäquaten Impfschutz gegen Rotlauf zu erhalten, ist eine Wiederholung alle 6 Monate erforderlich.

 

Leptospira spp.

Leptospira spp. sind korkenzieherförmige Bakterien aus der Familie der Spirochäten. Es gibt drei Arten. Die Art Leptospira interrogans wird mit über 250 beschriebenen Serovaren in 23 Serogruppen unterteilt. Das Schwein kann sich grundsätzlich mit allen Leptospira interrogans-Serovaren infizieren. Der Erreger überlebt sehr lange an feuchten Stellen. Die Aufnahme von Leptospira interrogans erfolgt über Hautverletzungen oder Schleimhäute, unter Umständen aber auch über den Deckakt. Überträger des Erregers können einerseits infizierte Schweine sein, aber auch von Ratten, Mäusen und Hunden kann eine Infektion ausgehen, indem diese die Umwelt der Schweine kontaminieren. Nach der Infektion kommt es zu einer Bakteriämie. Während der Bakteriämie dringen die Erreger auch über die Plazenten in die Feten ein, vermehren sich dort und breiten sich von Plazenta zu Plazenta aus. Nach der bakteriämischen Phase finden sich die Erreger nur noch auf dem Epithel der Nierentubuli (geschützt vor Antikörper) und werden von dort für lange Zeit über den Harn ausgeschieden. Der Verlauf der Erkrankung kann akut, aber auch chronisch sein.
 
Zurzeit ist in der Schweiz kein Impfstoff gegen Leptospira spp. zugelassen. Im Fall wiederkehrender resp. länger anhaltender Reproduktionsstörungen kann unter Beachtung behördlicher Auflagen mit einer Sonderbewilligung ein zugelassener Impfstoff aus dem Ausland importiert werden. Es stehen verschiedene Impfstoffe zur Auswahl.
 
Eine Impfung wird frühestens ab der 10. Lebenswoche empfohlen, da es zuvor noch zu Interferenzen zwischen maternalen Antikörpern und dem Impfantigen kommen kann. Eine Grundimmunisierung durch zweimalige Impfung im Abstand von etwa 3 Wochen wird empfohlen. Sauen und Eber sollten entweder im Rahmen einer Bestandsimpfung oder reproduktionsorientiert regelmässig wiederkehrend vakziniert werden.
 

Unterstützende Massnahmen

Um den Erregerdruck in einem Betrieb wirksam senken zu können, sind Rein/Raus, Reinigung/Desinfektion mit anschliessender Trocknung der Räume wichtige Managementmassnahmen.

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