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Atemwegserkrankungen beim Schwein

Wichtige Hinweise Nach der Flächensanierung haben bakterielle Atemwegserkrankungen stark an Bedeutung verloren. Trotzdem muss bei respiratorischen Symptomen im Bestand umsichtig vorgegangen werden. Gegen einige Erreger kann im Fall enzootischer Erkrankungen im Bestand eine Impfung sinnvoll sein.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Hintergrundinformationen

Im Fall von Husten müssen Tierseuchen wie Actinobacillus pleuropneumonie (APP), Enzootische Pneumonie (EP) und Porzines Reproduktives & Respiratorisches Syndrom (PRRS) als Ursache ausgeschlossen werden. In Verdachts- und Seuchenfällen entscheidet der Kantonstierarzt über die Vorgehensweise im Bestand.
 

Ursachen & Risikofaktoren

Bakteriell bedingte Atemwegserkrankungen sind meist typische Faktorenkrankheiten. Witterungseinflüsse, Temperaturschwankungen, zu hohe oder zu tiefe Luftfeuchtigkeit, Fehler in der Stalllüftung, Staub und chemische Reizung durch Schadgase sind Risiko- resp. Belastungsfaktoren und können zum vermehrten Auftreten von Atemwegserkrankungen führen. Viral bedingte Atemwegserkrankungen treten teilweise unabhängig von Belastungsfaktoren auf. Nebst der Übertragung der Erreger durch die Luft, spielt der Kontakt zu infizierten Tieren und im Fall von Influenza auch zu infizierten Menschen bei der Verbreitung der Erreger die grösste Rolle, da grosse Mengen durch Nasensekret und Speichel erkrankter Tiere resp. Menschen ausgeschieden werden.
 

Erkrankungen & Erreger
Bordetellose: Infektion mit B. bronchiseptica
Pasteurellose: Hauptsächlich Infektion mit P. multocida. Rhinitis atrophicans verursacht durch toxinbildende Pasteurellen.
Pleuritis: Infektion mit Glaesserella (G.) parasuis, Mycoplasma (M.) hyorhinis oder Streptococcus (S). suis
Enzootische Pneumonie (EP) Actinobacillus Pleuropneumonie (APP): Auch wenn Erkrankungen mit M. hyopneumoniae und Actinobacillus (A.) pleuropneumoniae seit der Flächensanierung selten geworden sind, sollten sie bei jedem Auftreten von Atemwegserkrankungen diagnostisch ausgeschlossen werden.

Häufig sind mehrere Erreger, Viren und/oder Bakterien, an einer Atemwegserkrankung beteiligt und oft ist es nicht einfach, die Rolle von opportunistischen Erregern (G. parasuis, M. hyorhinis oder S. suis) am Krankheitsgeschehen einzuschätzen.
 
In der Gruppe der viralen Erreger sind unter anderem das Swine Influenzavirus (SIV), das Porcine reproductive and respiratory syndrome virus (PRRSV), das Porcine circovirus type 2 (PCV2), das Porcine respiratory coronavirus (PRCV) sowie das Porcine cytomegalovirus (PCMV) zu erwähnen. Auch einige Parasiten können Lungenerkrankungen beim Schwein verursachen, sie spielen in heutigen Haltungssystemen jedoch eine untergeordnete Rolle.
 

Symptome

Atemwegserkrankungen sind meist gekennzeichnet durch Atembeschwerden und Husten. Im Fall von Pneumonien sind vor allem erhöhte Atemfrequenz, verstärkte Atembewegungen und hundesitzartige Haltung anzutreffen. Akute Fälle gehen teilweise mit Fieber und einem reduzierten Allgemeinbefinden einher. Die Futteraufnahme ist reduziert.
 

Progressive Rhinitis atrophicans (pRA): Konjunktivitis, Sekretstrasse an medialen Augenwinkeln, Nasenbluten, Rüsselkrümmung
Pleuritis:
    - G. parasuis verursacht eine Polyserositis v.a. bei jungen Absetzferkeln, jungen Mastschweinen und Remonten nach Transportstress. Akut: Husten, Atemnot und Fieber; ausserdem können zentralnervöse Symptome und geschwollene Gelenke, welche zu Lahmheiten führen, auftreten.
    - M. hyorhinis: Hauptsächlich bei Absetzferkeln, nur sehr selten auch ältere Tiere. Husten und ggf. Atemnot. Auffällig sind geschwollene Gelenke und chronische Lahmheiten, die über mehrere Monate bestehen können.
Enzootische Pneumonie (EP): Da nach der Flächensanierung die meisten Herden seronegativ sind, können nach einer Inkubationszeit von 10 - 16 Tagen erste Tiere und nach weiteren 2 bis 4 Wochen praktisch alle Altersgruppen betroffen sein. Husten, mit Sekundärinfektion auch produktiv; gravierende Leistungseinbussen
Actinobacillus Pleuropneumonie (APP): perakut (hohe Mortalität ohne vorgängige Symptome) - akut (hohes Fieber, Atemnot, blutiger Schaum an Maul und Nase), Todesfälle - chronisch (Husten und Kümmern)
Influenza: rasante Ausbreitung im Bestand mit hohem Fieber und trockenem Husten
 
Diagnose / Tests Für den Seuchenausschluss oder eine gezielte Therapie sowie für die Entwicklung und Etablierung bestandsspezifischer Impfkonzepte sind labordiagnostische Massnahmen unentbehrlich. Da für das Überleben der Tiere oder das Vermeiden empfindlicher Leistungseinbussen häufig sofortige Therapien erforderlich sind, können nebst den klinischen Symptomen und Hofsektionen makroskopische Befunde und Lokalisation von Veränderungen bereits wichtige ätiologische Hinweise liefern.
 
Hofsektion
Die Sektion von frisch umgestandenen Tieren ist eine gute Möglichkeit, um sich eine schnelle Übersicht über Art und Lokalisation vor allem von Lungenveränderungen zu verschaffen und Probenmaterial für weiterführende Untersuchungen zu entnehmen.
 
Nasentupfer
Nasentupfer sind zur Diagnostik von pRA und Influenzaviren geeignet. Im Fall eines Verdachts auf Influenza müssen gezielt akut erkrankte, febrile, aber nicht hustende Tiere beprobt werden. Die Erregerausscheidung ist bereits nach 3 - 4 Tagen stark reduziert. Die Entnahme von Nasentupfern zur EP-Diagnostik ist heute in der Schweiz ebenfalls üblich. (siehe Technische Weisungen (BLV) über die Entnahme von Proben und deren Untersuchung auf die Enzootische Pneumonie der Schweine (EP)).
 
Tonsillen- und Trachealtupferentnahme
Zur Entnahme von Tonsillen- oder Trachealtupferproben müssen die Schweine fixiert werden. Tupferproben von der Trachea oder von den Tonsillen (Nachweis von z. B. A. pleuropneumoniae u. a.) können nach Fixation und Einführen eines Maulkeiles auch am wachen Tier sicher entnommen werden.
 
Bronchoalveoläre Lavage (BAL)
Die BAL ist als Monitoring bei gesunden Tieren nicht aussagekräftig, jedoch ist die BAL eine sehr gute Methode zur Probegewinnung bei erkrankten Tieren. Sie erfordert jedoch Übung und ist mittels transoraler sowie transtrachealer Route nur an narkotisierten Schweinen durchführbar.
 
Sektion
Für die Sektion eignen sich hauptsächlich akut erkrankte, ggf. kürzlich verendete und unbehandelte Tiere oder euthanasierte Tiere mit deutlichen Symptomen wie Husten, Fieber oder Dyspnoe. Im Fall chronischer Veränderungen gelingt ein Erregernachweis nicht immer.
 
Schlachthofbefunde
Die Auswertung der Schlachtabrechnungen gibt einen Überblick über die Häufigkeit von Lungen-, Pleura- und Perikardkonfiskaten und kann einen Hinweis auf die Infektionsdynamik im Bestand liefern. Lungen mit Veränderungen, die auf EP oder APP hinweisen, müssen gemäss technischen Weisungen zur Untersuchung an das Referenzlabor eingeschickt werden.
 
Serologie
(EP, Influenza, PRRS) gepaarte Serumproben mit Titeranstieg im Abstand von 2 - 6 Wochen können als beweisend für eine Exposition angesehen werden. In Beständen, die bekanntermassen APP-frei sind (d.h. vorgängig APX-IV negativ) genügen einmalig positive Befunde, da APX-IV-Toxine nur bei Infektion gebildet werden.
 
Therapieleitlinien

Siehe Therapieleitfaden.

 
Impfleitlinien

Impfungen

Bordetella bronchiseptica

Ein Impfstoff gegen B. bronchiseptica ist zurzeit in der Schweiz nicht zugelassen. Werden in einem Bestand wiederkehrend Atemwegserkrankungen, bedingt durch eine Infektion mit B. bronchiseptica, bei Ferkeln oder Mastschweinen diagnostiziert, kann eine Sondergenehmigung für die Herstellung einer stallspezifischen Vakzine beantragt werden. Die stallspezifische Vakzine sollte die im Bestand dominanten Klone von B. bronchiseptica enthalten. Dazu wird die Untersuchung von mindestens 5 Proben von 5 verschiedenen Tieren empfohlen.
 
Der optimale Impfzeitpunkt kann vor der Erstellung des bestandsspezifischen Impfkonzepts anhand einer serologischen Querschnittsuntersuchung determiniert werden. Es ist allerdings bekannt, dass in endemisch infizierten Beständen der Infektionszeitpunkt zwischen den einzelnen Produktionsgruppen stark variieren kann und eine solche Querschnittsuntersuchung somit lediglich den Status quo feststellt. In der Praxis hat sich daher eine Impfung der Saugferkel bewährt, wenn die klinischen Symptome wiederkehrend im Absetzferkelstall auftreten, bzw. die Impfung der Absetzferkel, wenn die klinischen Symptome wiederkehrend in der Mast auftreten.
 
Da es sich um einen inaktivierten Impfstoff handelt und eine vergleichsweise lange Immunität (i.d.R. bis zur Schlachtung) angestrebt wird, müssen die Tiere zweimal im Abstand von 2 bis 4 Wochen mit der vom Hersteller der Vakzine angegebenen Dosis (oftmals 2.0 mL) geimpft werden.
 

Pasteurella multocida

Ein Impfstoff gegen P. multocida ist zurzeit in der Schweiz nicht zugelassen. Wird in einem Bestand wiederkehrend eine Atemwegserkrankung, bedingt durch eine Infektion mit P. multocida, bei Ferkeln oder Mastschweinen diagnostiziert, kann eine Sondergenehmigung für die Herstellung einer stallspezifischen Vakzine beantragt werden. Die stallspezifische Vakzine sollte die im Bestand dominanten Klone von P. multocida enthalten. Dazu wird die Untersuchung von mindestens 5 Proben von 5 verschiedenen Tieren empfohlen. Wird hingegen eine progressive Rhinitis atrophicans (pRA) bei Mastschweinen bzw. adulten Tieren festgestellt, kann eine Sondergenehmigung für den Import einer im Ausland zugelassenen Vakzine beantragt werden (z.B. Porcilis AR-T). Dies muss jedoch mit dem SGD abgesprochen werden, da SGD A Betriebe frei von progressiver Rhinitis atrophicans sein müssen.
 
Der optimale Impfzeitpunkt kann vor der Erstellung des bestandsspezifischen Impfkonzepts zur Verhinderung von Atemwegserkrankungen anhand einer serologischen Querschnittsuntersuchung determiniert werden. Es ist allerdings bekannt, dass in endemisch infizierten Beständen der Infektionszeitpunkt zwischen den einzelnen Produktionsgruppen stark variieren kann und eine solche Querschnittsuntersuchung somit lediglich den Status quo feststellt. In der Praxis hat sich daher eine Impfung der Saugferkel resp. Muttersauen bewährt, wenn die klinischen Symptome wiederkehrend im Absetzferkelstall auftreten, bzw. die Impfung der Absetzferkel, wenn die klinischen Symptome wiederkehrend bei den Saugferkeln bzw. bei Absetzferkeln oder in der Mast auftreten. Zur Verhinderung des Auftretens von pRA ist der vom Hersteller der jeweils importierten Vakzine empfohlene Impfzeitpunkt zu wählen.
 
Da es sich bei der stallspezifischen Vakzine um einen inaktivierten Impfstoff handelt und eine vergleichsweise lange Immunität (i.d.R. bis zur Schlachtung) angestrebt wird, müssen die Tiere zweimal im Abstand von 2 bis 4 Wochen mit der vom Hersteller der Vakzine angegebenen Dosis (oftmals 2.0 mL) geimpft werden.
 

Glaesserella parasuis, Mycoplasma hyorhinis & Streptococcus suis

Siehe Abschnitt "Serositis / Polyserositis"
 

Influenza

Das swine influenzavirus (SIV) A gehört zur Familie der Orthomyxoviridae und ist ein behülltes RNA-Virus. In der Schweinepopulation sind drei Subtypen H1N1, H3N2 und H1N2 des Influenzavirus endemisch verbreitet. Das Virus neigt stark zu genetischen/antigenetischen Variationen. Das Schwein ist das ideale «mixing vessel» für die Rekombination von humanen, porcinen und aviären Influenzaviren, da auf den Zellen des Respirationstrakts beim Schwein auch Rezeptoren für menschliche und aviäre Influenza-A-Viren vorhanden sind. Da das Influenzavirus ein Zoonoseerreger ist, kommt es auch gelegentlich zu Erkrankungen bei Menschen, die häufigen Kontakt zu Schweinen haben.
 
Der Erreger vermehrt sich innerhalb weniger Stunden in den Epithelzellen der Nasenschleimhaut, Trachea und Bronchien sowie in Pneumozyten und Alveolarmakrophagen. Das Influenzavirus wird im Gegensatz zu anderen Virusinfektionen beim Schwein sehr schnell eliminiert. Die Infektion induziert eine belastbare, aber streng subtypspezifische Immunität. Aus diesem Grund besteht nur eine schwache Kreuzimmunität und Schweinebestände können innerhalb weniger Wochen, ausgelöst durch verschiedene Subtypen, wiederholt an Influenza erkranken. Durch die kurze Infektionsdauer ist die Erkrankung von Einzeltieren auf wenige Tage beschränkt. Die Tiere zeigen eine ausgeprägte, abdominal verstärkte Atmung bei deutlich erhöhter Atemfrequenz, hohem Fieber (bis 42.5°C), trockenen Husten, Nasenausfluss und ein vermindertes Allgemeinbefinden. Die Erkrankung breitet sich schnell im Bestand aus und zeigt eine hohe Erkrankungsrate von mehr als 50% der Tiere innerhalb eines Abteils. Weniger ausgeprägte Krankheitsverläufe treten aufgrund einer maternal übertragenen Immunität bei jüngeren Tieren bis zum Alter von bis zu 14 Wochen auf. Das hohe Fieber während der akuten Phase der Erkrankung kann bei Zuchtsauen auch zu Reproduktionsstörungen, wie beispielsweise Umrauschen oder Abort, führen.
 
Zurzeit ist in der Schweiz kein Impfstoff gegen das SIV zugelassen. Wenn erforderlich, kann jedoch mit einer Bewilligung ein zugelassener Impfstoff aus dem Ausland importiert werden. Es stehen sowohl bivalente Impfstoffe (SIV H1N1 & H3N2), sowie ein trivalenter Impfstoff (SIV H1N1, H1N2 & H3N2) zur Auswahl. Die Notwendigkeit einer Impfung sowie die Auswahl einer Vakzine richtet sich nach der Epidemiologie der Infektion im Bestand sowie der Umgebung des Bestandes. Tritt beispielsweise in einem Sauenbestand wiederkehrend eine Influenza auf, die einen signifikanten Einfluss auf die Tiergesundheit sowie die ökonomische Leistung des Bestandes hat, ist die prophylaktische Impfung in Erwägung zu ziehen. Tritt andererseits in einem Mastbestand einmalig eine Influenza auf, ist die prophylaktische Impfung aller zukünftigen Mastschweine nicht zielführend.
 
Eine Impfung wird bei Ferkeln frühestens ab der 10. Lebenswoche empfohlen, da es zuvor noch zu Interferenzen zwischen maternalen Antikörpern und dem Impfantigen kommen kann. Eine Grundimmunisierung durch zweimalige Impfung im Abstand von etwa 3 Wochen wird empfohlen. Sauen und Eber sollten im Rahmen einer Bestandsimpfung regelmässig wiederkehrend vakziniert werden.
 

PCV2

Porzine Circoviren gehören zur Familie der Circoviridae und zeichnen sich durch ihr sehr kleines einsträngiges DNA-Genom und die unbehüllten Viruspartikel aus. Das porcine circovirus type 2 (PCV2) ist weltweit verbreitet und es werden vier Genotypen (PCV2a, PCV2b, PCV2c, PCV2d) unterschieden. Den unterschiedlichen Genotypen können bisher keine speziellen Virulenzunterschiede zugeordnet werden. PCV2 ist essentiell für die Entstehung PCV2-assozierter Erkrankungen (PCV2 associated diseases - PCVAD). Eine Infektion kann zu verschiedenen Krankheitsbildern führen, die anhand einer strukturierten Diagnostik mittels klinischer, pathologischer und labordiagnostischer Untersuchungen voneinander abgegrenzt werden (Tabelle 11).
 
Da es während der Aufzucht von Jungschweinen fast immer zu subklinischen Infektionen durch PCV2 kommt und diese mit Leistungseinbussen, wie beispielsweise reduziertem täglichen Zuwachs, schlechterer Futterverwertung etc., einhergehen, ist die PCV2 Impfung für Ferkel in nahezu allen Schweinebeständen empfehlenswert.
 
Tabelle 11: Differenzierung verschiedener Krankheitsbilder von PCVAD anhand strukturierter Diagnostik

Erkrankung Klinische Symptome Kriterien für die Diagnostik
Subklinische PCV2 Infektion (PCV2-SI) Reduzierter täglicher Zuwachs ohne weitere klinische Symptome 1. Keine klinischen Symptome
2. Keine oder nur geringgradige histopathologische Veränderungen im Lymphgewebe
3. Niedrige Konzentration von PCV2 im Lymphgewebe
Kriterium Nr. 2 und 3 können unter Umständen durch PCV2 Nachweismethoden wie PCR ersetzt werden.
Systemische Erkrankung durch PCV2 (PCV2-SD) Kümmern, Gewichtsverlust, Durchfall, ev. reduzierter täglicher Zuwachs klinisch sichtbar 1. Gewichtsverlust, blasse Haut (Atemwegsprobleme und/oder Probleme des Verdauungstrakts können auftreten)
2. Mittelgradige bis hochgradige Lymphozytendepletion mit granulomatöser Entzündung des Lymphgewebes
3. Mittlere/hohe Konzentration von PCV2 in den Läsionen.
Lungenerkrankung durch PCV2 (PCV2-LD) Respiratorischer Distress und Dyspnoe 1. Respiratorische Symptome
2. Lymphohistiozytäre bis granulomatöse oder bronchointerstitielle Pneumonie, peribronchioläre Fibroplasie, mittelgradig bis hochgradige nekrotisierende und ulzerative Bronchiolitis oder proliferative nekrotisierende Pneumonie ohne PCV2-SD Lymphläsionen
3. Mittlere/hohe Konzentration von PCV2 in der Lunge. Fehlen von Läsionen in Lymphgeweben (falls in diesem Gewebe Läsionen vorhanden sind → PCV2-SD).
Enterische Erkrankung durch PCV2 (PCV2-ED) Durchfall 1. Durchfall
2. Granulomatöse Enteritis und Lymphozytendepletion mit granulomatöser Entzündung in den Peyer`schen Platten (aber in keinem anderen Lymphgewebe)
3. Mittlere/hohe Konzentration von PCV2 in der intestinalen Schleimhaut/Peyer'schen Platten. Lymphgewebe (ausser Peyer'sche Platten) dürfen keine Läsionen aufweisen (falls in diesem Gewebe Läsionen vorhanden sind → PCV2-SD)
Erkrankung des Reproduktionstrakts durch PCV2 (PCV2-RD) Aborte, mumifizierte Feten (Mumienleitern) 1. Reproduktionsstörungen in der Spätträchtigkeit
2. Fibrinöse bis nekrotisierende Myokarditis der Feten.
3. Mittlere/hohe Konzentration von PCV2 im Herzen der Feten
Zur Detektion der Erkrankung scheint die Untersuchung von fetalem Gewebe mittels quantitativer PCR sensitiver zu sein.
  Regelmässiges Umrauschen 1. Regelmässiges Umrauschen
2. Serokonversion gegen PCV2 und/oder positive PCR für PCV2-DNA zum Zeitpunkt des Umrauschens.
Porzines Dermatitis und Nephropathie Syndrom (PDNS) Dunkelrote Hautflecken vor allem an den Hintergliedmaßen und der Perianalgegend 1. Hämorrhagische und nekrotisierende Hautläsionen und/oder geschwollene und blasse Nieren mit generalisierten kortikalen Petechien.
2. Systemisch nekrotisierende Vaskulitis mit nekrotisierender oder fibrinöser Glomerulonephritis.
PDNS wird mit PCV2 in Verbindung gebracht, auch wenn es als eine Immunkomplex-vermittelte Krankheit betrachtet wird und die Ätiologie noch nicht eindeutig geklärt wurde.

 
Zurzeit sind sechs Impfstoffe gegen PCV2 in der Schweiz zugelassen (Tabelle 12). Die einzelnen Impfstoffe unterscheiden sich bezüglich der Altersgruppe, für die sie zugelassen sind, ihrer Dosierungen (Injektionsvolumina) und der Applikationsroute. Wichtig ist, dass Impfstoffe, die bspw. zur intramuskulären Injektion zugelassen sind, nicht einfach zur Anwendung mittels eines Intradermalinjektors in verminderter Dosierung zur intradermalen Applikation verwendet werden können. Der zuletzt zugelassene Impfstoff „CircoMax“ unterscheidet sich von den anderen zugelassenen PCV-2-Impfstoffen hinsichtlich des Genotyps, der zu seiner Herstellung verwendet wird. Er ist zurzeit der einzige Impfstoff, in dem Antigene der PCV-2 Genotypen a und b verwendet werden. Es wird angenommen, dass insbesondere die Verwendung des Genotyps b zu einer besseren Protektion vor Infektionen mit PCV-2b und PCV-2d führt, weil die die Genotypen b und d einen deutlich höheren genetischen Verwandtschaftsgrad aufweisen, als der Genotyp a zu b bzw. d. 
 
Tabelle 12: In der Schweiz zugelassene Impfstoffe gegen PCV2

Produkt Zulassungsinhaber Leb./inakt. Indikation
CircoMax Zoetis Schweiz GmbH rekombinant, inaktiviert Circovirus-Infektion
Circovac® Biokema SA inaktiviert PCV-2-Infektion
Ingelvac CircoFLEX® Boehringer Ingelheim GmbH inaktiviert PCV-2-Infektion
Porcilis® PCV MSD Animal Health GmbH subunit Antigen PCV-2-Infektion
Porcilis® PCV ID MSD Animal Health GmbH subunit Antigen PCV-2-Infektion
Suvaxyn Circo Zoetis Schweiz GmbH rekombinant, inaktiviert PCV-2-Infektion

 
Saug- oder Absetzferkel werden in der Regel einmalig vakziniert (Tabelle 13). Dagegen kann bei Jungsauen aber auch bei Altsauen die Indikation zur wiederholten - reproduktionsorientierten - Impfung bestehen (Tabelle 14). Sofern die Epidemiologie der PCV2 Infektion in einem Bestand die Impfung der Sauen erfordert, ist der Impfzeitpunkt für die Nachkommen (d.h. Ferkel geimpfter Sauen) anzupassen, um Interferenzen mit hohen Titern maternaler Antikörper bei diesen Tieren zu vermeiden.
 
Tabelle 13: Impfschema zur Bekämpfung von PCVAD bei Ferkeln und Mastschweinen

Frühest möglicher Impfzeitpunkt Grundimmunisierung Wiederholung Bemerkung
Ab der 2. Lebenswoche Eine Impfung Keine Auf Impfschema oder Feldinfektion der Zuchtsauen achten, da eine Interferenz mit maternalen Antikörpern die Wirksamkeit der Impfung beeinträchtigen kann.

 
Tabelle 14: Impfschema zur Bekämpfung von PCV2-SI & PCV2-RD bei Jungsauen

Frühest möglicher Impfzeitpunkt Grundimmunisierung Wiederholung Bemerkung
Ab der 3. Lebenswoche Zwei Impfungen im Abstand von 3 - 4 Wochen   Ab der 3. Lebenswoche

 

PCMV & PRCV

Kommerzielle Impfstoffe gegen PCMV und PRCV sind zurzeit in Europa nicht erhältlich. Die Herstellung stallspezifischer Vakzinen ist nach derzeitigem Stand des Wissens nicht sinnvoll.
 

A. pleuropneumoniae, M. hyopneumoniae & PRRSV

Impfungen gegen A. pleuropneumoniae und M. hyopneumoniae sind in der Schweiz gemäss Tierseuchenverordnung verboten. Eine Impfung gegen PRRSV ist in der Schweiz im Moment nicht möglich, weil kein Impfstoff zugelassen ist und aufgrund des Freiheitsstatus der Schweiz keine Bewilligung zum Import entsprechender Impfstoffe erteilt wird.
 

Prävention

Präventiv müssen Risikofaktoren möglichst minimiert werden, z.B.:

Optimales Stallklima (Temperatur, Luftaustausch, Luftfeuchtigkeit, Schadgase etc.)
Schutz vor Unterkühlung
Frühzeitiger Kontakt mit Stallflora bei der Eingliederung von Jungsauen
Futter und Fütterung sowie Klima und Hygiene optimieren
Infektionsketten unterbrechen (Rein/Raus, Reinigung/ Desinfektion)
Parasitenkontrolle
Stallbauliche Massnahmen, sofern starke Haltungs- und Klimamängel
Hohe Biosicherheit: Hygieneschleuse, systematische Schadnager- und Fliegenbekämpfung, kein Zugang für Haustiere, abgesonderte Kadaverlagerung.

 

Unterstützende Massnahmen

Zusätzlich zu (oder anstelle) einer antibiotischen Therapie Schmerzmittel/Entzündungshemmer einsetzen
Frischluftzufuhr erhöhen
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