Metabolismus
Atracurium wird einerseits durch Esterspaltung, unabhängig von Plasmacholinesterasen, und andererseits durch die nicht-enzymatische (
Starke 2005b), bei Körpertemperatur und physiologischem pH-Wert spontan ablaufende, sogenannte Hofmann-Elimination, abgebaut (
Simmonds 1985a;
Fisher 1986a;
Starke 2001b;
Burgis 2002a;
Erhardt 2004l;
Martinez 2007a). Bei der Hofmann-Elimination wird die N-C-Bindung am quarternären Stickstoff gespalten (
Lee 2001c;
Erhardt 2004l). Die nicht-enzymatische Hofmann-Elimination spielt beim Abbau von Atracurium die wichtigere Rolle als die enzymatische Esterspaltung (
Baraka 1986a). Somit ist die Metabolisierung temperatur- und pH-abhängig (
Paddleford 1992c), aber dafür unabhängig von der Leber- und Nierenfunktion (
Bell 1985b;
Miller 1986a;
Starke 2005b).
Durch die Hofmann-Elimination entstehen ein tertiäres Amin (Laudanosin) und ein monoquarternärer Ester, welcher weiter in ein sekundäres Laudanosin und einen Acrylsäureester abgebaut wird (
Hall 2001m;
Starke 2005b). Laudanosin wird im Gegensatz zu Atracurium vor allem in der Leber abgebaut, deshalb kann bei Patienten mit Lebererkrankungen nach längerer Verabreichung von Atracurium die Plasmakonzentration von Laudanosin erhöht sein (
Martinez 2007a). Keiner der Metaboliten ist jedoch an der motorischen Endplatte pharmakologisch aktiv (
Hall 2001m).
Elimination
Aufgrund der Hofmann-Elimination und der Esterspaltung wird Atracurium nur in Form von Metaboliten mit dem Urin und der Galle ausgeschieden (
Jones 1985b).
Bei Ratten eliminieren die Nieren nach einer kontinuierlichen Infusion von 25 mg/kg Laudanosin über eine Stunde ungefähr 15 - 20% des verabreichten Laudanosins. Wenn 20 mg/kg Atracurium über eine Stunde verabreicht wird, scheiden die Nieren nur 5,7 - 20,7% des verabreichten Atracuriums in Form von Laudanosin aus (
Scheepstra 1986a).
Wirkungseintritt
Der Zeitpunkt des Wirkungseintritts erfolgt dosisabhängig (
Martinez 2007a).
Sensitivität verschiedener Muskelgruppen
Das Diaphragma von Ratten reagiert weniger sensitiv auf eine durch Atracurium induzierte Blockade als der M. tibialis anterior (
Itoh 2004a). Eine Studie mit Hunden zeigte, dass Atracurium im Diaphragma zuerst die Muskelfasern mit einer hohen Leitungsgeschwindigkeit und erst später jene Fasern mit einer tiefen Leitungsgeschwindigkeit paralysiert (
Goldman 1999a).
Für weitere Informationen siehe auch unter
Tubocurarin.
Wirkungsdauer
Eine durch Atracurium induzierte Blockade dauert bei Kleintieren länger, wenn diese mit Isofluran, anstatt mit Halothan anästhesiert werden (
Tennant 1999a).
Eliminationshalbwertszeit
Die rasch sinkende Plasmakonzentration nach einer Atracuriumverabreichung ist vor allem auf die Elimination und nicht auf die Verteilung zurückzuführen (
Jones 1985b;
Hall 2001m).
Verteilungsvolumen
AUC
Plasmaproteinbindung
Bei Ratten beträgt die Proteinbindung des Metaboliten Laudanosin 80% (
Scheepstra 1986a).
Clearance