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Akute Erkrankungen der oberen Atemwege / Katzenschnupfen (≤ 10 Tage Dauer)

Wichtige Hinweise

Erkrankungen der oberen Atemwege der Katze sind durch verschiedene klinische Symptome wie seröser oder mukopurulenter Augen- und Nasenausfluss, Niesen und selten Epistaxis charakterisiert. Die klinischen Symptome können akut (≤ 10 Tage Dauer) oder chronisch (> 10 Tage Dauer) sein.

 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die häufigste Ursache von akuten Erkrankungen der oberen Atemwege (≤ 10 Tage Dauer) ist der Katzenschnupfen. Katzenschnupfen bezeichnet einen Symptomkomplex, welcher durch virale und seltener bakterielle Infektionserreger verursacht wird. Die häufigste Ätiologie ist eine Infektion mit dem Felinen Herpesvirus-1 (FHV-1) oder Felinen Calicivirus (FCV). Als bakterielle Primärerreger gelten Chlamydia felis und Bordetella bronchiseptica, evt. auch Mykoplasmen. Zusätzlich können bakterielle Infektionen sekundär zu einer Infektion mit FHV-1 oder FCV auftreten. Auch Pilzinfektionen der Nasenhöhlen und -nebenhöhlen sind bei Katzen beschrieben. Diese zeigen aber häufig einen eher chronischen Verlauf, wie allergische und neoplastische Erkrankungen, Fremdkörper, nasopharyngeale Stenose, oronasale Fisteln und nasopharyngeale Polypen. Insbesondere beim Vorliegen von purulentem oder mukopurulentem Ausfluss sollte eine Beteiligung bakterieller Erreger in Betracht gezogen werden, obwohl auch Virus- und Pilzinfektionen mit (muko-)purulentem Ausfluss einhergehen können. Bei Infektionen mit FHV-1 und C. felis dominieren häufig Augenveränderungen wie Konjunktivitis, Keratitis u.a. (siehe Konjunktivitis bei Hund & Katze).
 

Erreger

Viren: Felines Herpesvirus-1 (FHV-1), Felines Calicivirus (FCV).

Bakterien: Chlamydia felis, Bordetella bronchiseptica, Streptococcus canis, Streptococcus equi subsp. zooepidemicus und Mycoplasma spp. Sekundär bakterielle Infektionen mit z.B. Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Pasteurella multocida, Escherichia coli und anaeroben Organismen (Kommensale der oberen Atemwege).

Pilze: Aspergillus spp., Penicillium spp., Cryptococcus spp.

 
Diagnose / Tests

Es sollte immer eine ausführliche Anamnese erhoben werden, mit besonderem Fokus auf Impfstatus, Exposition gegenüber anderen Katzen (insbesondere Neuzugänge), Aufenthalte in Kliniken oder Tierpensionen, Exposition gegenüber Hunden mit Zwingerhusten, mögliche Aufnahme von Pflanzenmaterial (insbesondere Katzengras) und Einfluss von Stressfaktoren (mögliche Reaktivierung von FHV-1).
 
Die Diagnose wird gestellt anhand der Anamnese und klinischen Untersuchung, dem Nachweis eines primären Pathogens (insbesondere FCV, FHV-1, C. felis) oder mittels weiterführender Untersuchungen (s. chronische Erkrankungen der oberen Atemwege).
 
Ein Erregernachweis geschieht bevorzugt mittels PCR von Konjunktival- (C. felis, FHV-1), Nasen- (FHV-1, FCV) und Rachenabstrichen (FCV). Eine Retrovirusinfektion (FeLV oder FIV) sollte ausgeschlossen werden. Der Erregernachweis muss immer im Zusammenhang mit der Anamnese und Klinik interpretiert werden, da asymptomatische Infektionen vorkommen. Ein negatives PCR-Resultat schliesst eine Infektion nicht aus. Eine bakteriologische Untersuchung von Nasen- oder Augenausfluss wird nicht empfohlen, da Bakterien Teil der kommensalen Flora der oberen Atemwege sind.

 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Eine Antibiotikatherapie ist nur bei Katzen mit mukopurulentem oder purulentem Nasenausfluss indiziert, welche zusätzlich Fieber, Lethargie oder Inappetenz aufweisen. Die Antibiotikatherapie adressiert v.a. die sekundär bakterielle Infektion. Die Behebung der Grunderkrankung ist für den Therapieerfolg essenziell. Es liegen keine Studien zur Dauer der Therapie vor. Bei fehlendem Therapieansprechen nach 7 Tagen oder wiederkehrender Symptomatik ist eine weiterführende diagnostische Aufarbeitung angeraten (siehe Chronische Erkrankungen der oberen Atemwege).
 

Antibiotika

Akute Erkrankungen der oberen Atemwege / Katzenschnupfen
Zu beachten Eine Antibiotikatherapie ist nur bei Katzen mit mukopurulentem oder purulentem Nasenausfluss indiziert, welche zusätzlich Fieber, Lethargie oder Inappetenz aufweisen
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Doxycyclin 5 mg/kg 2 × tgl. oder
10 mg/kg 1 × tgl. p.o.
5 - 7 Tage bzw. bis deutliche klinische Verbesserung Wirksamkeit auch gegen C. felis, Mycoplasma spp. und die meisten B. bronchiseptica Isolate.
Keine parenterale Therapie möglich. Danach Wasser eingeben (verhindern von Ösophagitis/ Ösophagusstriktur).
Amoxicillin 15 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o. oder i.v. Parenterale Verabreichung möglich.
Keine Wirksamkeit gegen C. felis und Mycoplasma spp.
Second line  
AmoxicillinClavulansäure 12,5 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v. oder p.o. 5 - 7 Tage bzw. bis deutliche klinische Verbesserung  

 

Resistenzlage

Unbekannt.
 

Prävention

Die Prävention des Katzenschnupfenkomplexes basiert auf Immunprophylaxe, Quarantänemassnahmen und Anpassungen in der Haltung der Katzen. FHV-1 und FCV sind sogenannte "Core" Impfkomponenten und sollten bei jeder Katze, unabhängig von Haltung und Expositionsrisiko, verabreicht werden. Die Impfung mildert die klinische Symptomatik, verhindert aber nicht die Infektion, Ausscheidung und Ausbildung einer latenten Infektion (bei FHV-1). Die Impfung gegen C. felis ist in Problembeständen indiziert. Eine Impfung gegen B. bronchiseptica ist in der Schweiz für Katzen nicht verfügbar (Stand Okt. 2022). Für weitere Informationen s. Impfempfehlungen der SKV-ASMPA (www.svk-asmpa.ch). In grossen Katzenbeständen sind Quarantänemassnahmen für kranke und neu eintretende Katzen essentiell. Zudem wird eine Reduktion der Gruppengrösse in Problembeständen empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Begleitende Therapiemassnahmen sind für den Genesungsprozess wichtig und umfassen je nach Symptomatik Infusionstherapie, Inhalation, Schmerzmittel, regelmässige Reinigung von Nase und Augen, Anbieten von püriertem, warmem Futter, Einsatz von Appetitstimulanzien oder Legen einer Fütterungssonde bei > 3 Tage andauernder Anorexie. Bei akuten Infektionen mit FHV-1 sollte frühzeitig eine antivirale Therapie (z.B. mit Famciclovir) eingeleitet werden.

 
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