Erkrankungen mit Salmonellen (Salmonellose) sind bei allen Tierarten meldepflichtig - bei Geflügel auch die krankheitsfreie Salmonella-Infektion (gesunde Träger) mit bestimmten Salmonellen-Serovaren. Beide Formen der Infektion gehören zur Gruppe der zu bekämpfenden Tierseuchen (TSV, Art. 4, Art. 222-227 und Art. 255-261). Im Jahr 2021 wurden 22 Fälle bei Hunden und 10 Fälle bei Katzen gemeldet.
Die meisten Infektionen bei Hunden und Katzen verlaufen chronisch und subklinisch. Studien konnten keinen Unterschied im Nachweis von Salmonella bei Schlittenhunden mit und ohne Durchfall zeigen, was die Schwierigkeit der Interpretation von bakteriologischen Befunden unterstreicht.
Salmonella wird generell in < 1% der Kotproben von Hunden nachgewiesen, welche mit einer prozessierten kommerziellen Fertigdiät gefüttert werden. Eine (oft subklinische) Infektion mit Salmonella wird mit der Rohfleischfütterung (z.B. BARF) assoziiert, obwohl auch Trockenfutter und getrocknete Schweineohren kontaminiert sein können. Bei Hunden, welche mit Rohfleisch (BARF) gefüttert werden, sind Nachweisraten bis 75% beschrieben. Weitere mögliche Risikofaktoren für eine Salmonella Infektion sind Vorbehandlungen mit Antibiotika (gehen mit intestinaler Dysbiose einher), Koprophagie, Gruppenhaltung, und bei Katzen die Jagd auf Vögel.
Immunsupprimierte Hunde und Katzen, Jungtiere, trächtigen Tiere, Mehrkatzenhaushalte und Tiere mit einer immunsuppressiven Erkrankung (wie Neoplasie, Diabetes mellitus und retroviraler Infektion oder immunsuppressiver Therapie) sind am anfälligsten für eine Salmonella-Erkrankung.
Salmonella spp. sind gram-negative, motile, fakultativ anaerobe Bakterien mit ungefähr 2500 Serovaren. Das Serovar Typhimurium und dessen Varianten werden für die meisten Fälle von humaner und tierischer Salmonellose verantwortlich gemacht.
Die Mehrheit der Hunde und Katzen sind subklinisch infiziert. Salmonellen Infektionen können eine Enterocolitis auslösen, welche meist selbstlimitierend ist. Die Symptome treten 3 bis 5 Tage nach Infektion oder dem Beginn der Immunsuppression auf. Fieber, Lethargie und Anorexie können von Bauchschmerzen, Erbrechen und wässrigem bis schleimigem, häufig hämorrhagischem Durchfall und Dehydratation begleitet sein.
Die Diagnose einer Salmonellose kann gestellt werden, wenn Salmonellen aus normalerweise sterilen Proben, wie Blut, BAL, Galle, Gelenkflüssigkeit oder Urinproben kultiviert werden können.
Ein kultureller Nachweis von Salmonella aus Kot bestätigt nicht, dass dies die Ursache des Durchfallgeschehen ist, aber möglicherweise eine Rolle spielt. Salmonellen werden häufig intermittierend ausgeschieden, weshalb ein negativer Nachweis aus einer einzelnen Kotprobe die Infektion nicht sicher ausschliesst. Die Diagnose muss in Zusammenhang mit den klinischen Symptomen und dem Vorliegen möglicher Risikofaktoren gestellt werden. Der kulturelle Nachweis ermöglicht auch ein Antibiogramm, was wichtig ist, da viele Salmonellen gegen mehrere antimikrobielle Wirkstoffe resistent sind.
Einige Diagnostiklabors bieten PCR-Assays für Salmonellen an, die im Vergleich zur bakteriellen Kultur mindestens so sensitiv und spezifisch sind. Die PCR-Assays sind schneller als die bakterielle Kultur, liefern aber keine Informationen bezüglich der antimikrobiellen Empfindlichkeit.
Mögliche Grunderkrankungen und andere infektiöse Ursachen für Enterocolitis (CPV/FPV, Parasiten, Protozoen) sollten bei Verdachtsfällen immer abgeklärt und ausgeschlossen werden.
Der Nachweis von Salmonellen im Kot von Hunden und Katzen mit unkompliziertem Durchfall rechtfertigt den Einsatz von Antibiotika nicht; es wird eine symptomatische Therapie empfohlen (siehe Akuter Durchfall).
Die meisten Tiere haben eine selbstlimitierende Erkrankung und Ausscheidung. Die Antibiotikatherapie hat das Potenzial die Trägerschaft zu verlängern und kann zu Resistenzen führen. Die antibiotische Behandlung eines Tieres mit unkompliziertem Durchfall ist auch bei immunsupprimierten Besitzer:innen nicht indiziert.
Hunde und Katzen mit einer Salmonellose mit systemischen Symptomen (Fieber, Sepsis) benötigen eine aggressive intravenöse Flüssigkeitstherapie zusammen mit einer parenteralen Antibiose (siehe auch Sepsis). Die Wahl des Antibiotikums sollte aufgrund der Häufigkeit von Resistenzen gegen mehrere antimikrobielle Wirkstoffe auf den Ergebnissen eines Antibiogramms basieren. Bis die Resultate der Untersuchung vorliegen, ist die Kombination von einem Aminopenicillin und einem Fluorchinolon empfohlen.
Salmonellose | |||
Zu beachten | Bei Salmonella-Infektionen (gesunde Träger) ist der Einsatz von Antibiotika NICHT indiziert. Bei Salmonellosen (Erkrankungen) ist der Gebrauch von Antibiotika selten indiziert. Eine Antibiose ist nur bei Salmonellose mit systemischen Symptomen indiziert. |
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Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Enrofloxacin |
12,5 - 20 mg/kg
Hund: 10 mg/kg, 1 × tgl.2 - 3 × tgl. |
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Enrofloxacin |
20 mg/kg 2 - 3 × tgl.
Hund: 10 mg/kg, 1 × tgl. |
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Enrofloxacin |
30 mg/kg 2 - 3 × tgl.
Hund: 10 mg/kg, 1 × tgl. |
a | Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten. |
Die Resistenzraten gegenüber Antibiotika (Ampicillin, Sulfonamide, Tetracyclin) sind in den letzten Jahren gestiegen. Kritisch ist vor allem das gehäufte Auftreten von multiresistenten Salmonella typhimurium-Stämmen (z.B. DT193, DT120).
Zur Prävention einer Salmonellen-Infektion oder Salmonellose gehört die Fütterung von gut gekochten Lebensmitteln (Verzicht auf BARF), Händehygiene vor und nach dem Umgang mit Haustieren und Tiernahrung (insbesondere bei Rohfütterung) sowie die Verhinderung von Koprophagie.
Bei Dehydration und Elektrolytverschiebungen ist Flüssigkeitstherapie indiziert. Details siehe Akuter Durchfall.