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Arthritiden beim Schwein

Wichtige Hinweise Gelenkentzündungen sind bei sehr jungen Tieren eine häufige Ursache für Lahmheiten. In der Regel sind sie infektiöser Natur. Je nach Erreger ist eine Impfung der Muttersauen zur Übertragung einer spezifischen maternalen Immunität möglich und der metaphylaktischen Therapie betroffener Ferkel vorzuziehen!
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen & Risikofaktoren

Aseptische Arthritiden sind in der Regel durch genetische Faktoren und Fütterung (Osteochondrose), Haltung sowie traumatisch bedingt oder treten durch Fehlbelastung auf. Septische Arthritiden treten als Monoarthritiden oder Polyarthritiden auf. Mit zunehmendem Alter nimmt die Inzidenz bakteriell bedingter Gelenkentzündungen ab, dafür nehmen Lahmheiten nicht-infektiöser Art, wie Osteochondrose (degenerative Veränderung im Gelenkknorpel), bis zum Schlachtalter zu.
 
Infektiöse Gelenkentzündungen entstehen durch:

Primär: Erregereintritt aufgrund einer Verletzung im periartikulären Gewebe (Monoarthritis)
Sekundär: Erregereintritt (Streptokokken, Staphylokokken, Trueperella (T.) pyogenes, E. coli) über Hautläsionen, wie bspw. durch Kannibalismus, und hämatogene Streuung in die Gelenke (Polyarthritis, Epiphysitis)
Tertiär: Bakteriämie nach Stress mit Kommensalen des Nasen-Rachenraums mit hoher Affinität zu serösen Häuten (Polyserositis) wie Streptococcus (S.) suis, Glaesserella (G.) parasuis, Mycoplasma (M.) hyorhinis und Erysipelothrix (E.) rhusiopathiae oder Gelenksaffinität bei M. hyosynoviae.
Es ist stets zu prüfen, ob es sich um ein Einzeltier- oder ein Bestandesproblem handelt. Gegebenenfalls sind die prädisponierenden Faktoren zu prüfen.

 

Erreger

E. coli
E. rhusiopathiae
G. parasuis
M. hyorhinis
M. hyosynoviae
Streptococcus spp.
Staphylococcus spp.
T. pyogenes
  ● Cave: Infektionen mit S. suis, S. hyicus, MRSA und E. rhusiopathiae sind Anthropozoonosen

 

Symptome

Aseptische Arthritis:

geringgradige Lahmheit
gering- bis deutlich vermehrte Gelenkfüllung, rel. weich, kaum schmerzhaft

 
Septische Arthritis:

anfangs leichte, in wenigen Tagen bis zu hochgradig fortschreitende Lahmheit
vermehrte Füllung des Gelenks, prall, schmerzhaft
druckempfindliche, geschwollene und warme Umgebung des Gelenks
reduziertes Allgemeinbefinden (Fieber, Inappetenz)
 
Diagnose / Tests Klinik: Anhand der betroffenen Gliedmasse(n), des betroffenen Gelenks und mit der Ultraschall-Diagnostik kann in der Regel eine entsprechende (Verdachts-) Diagnose gestellt werden.
 
Sektionen: Für die Diagnostik eignen sich akut erkrankte, kürzlich verendete und unbehandelte Tiere. Die Wahrscheinlichkeit einer für den Bestand korrekten Diagnose erhöht sich mit der Anzahl eingesandter Tiere. Eine Hofsektion kann dazu dienen festzustellen, ob nur Gelenke betroffen sind oder ob auch eine Polyserositis vorliegt. Bei Bedarf können von den Gelenken und veränderten Serosen Tupfer (mit Amies-Medium) für eine bakteriologische Kultur entnommen werden. Da die Anzüchtung einiger Erreger sehr schwierig ist, muss der Gelenk-/Serosatupfer innerhalb von maximal 4 Stunden im Labor eintreffen. Alternativ können ein oder mehrere lebende Tiere zur Sektion gebracht oder abgesetzte Gliedmassen eingesandt werden. In gewissen Fällen kann auch eine histologische Untersuchung der Synovialmembran zusätzliche Informationen liefern.
 
Gelenkpunktion: Eine Gelenkpunktion kann auch am lebenden Tier in Narkose durchgeführt werden. Dabei hat die Entnahme von Synovia unter aseptischen Verhältnissen wie bei einem chirurgischen Eingriff zu erfolgen. Farbe, Transparenz, Menge und Viskosität der Flüssigkeit geben einen ersten Hinweis auf Veränderungen. Der Verdacht auf eine infektiöse Arthritis kann durch Bestimmung des Protein- und Zellgehalts verifiziert werden. Im Behandlungsfall sollte allenfalls vor Beginn eine bakteriologische Untersuchung bzw. PCR durchgeführt werden (je nach Erregerverdacht).
 
Therapieleitlinien

Siehe Therapieleitfaden.

 
Impfleitlinien

Impfungen

Erysipelothrix rhusiopathiae

In der modernen Schweineproduktion sollten in allen Ferkelerzeugerbeständen die Sauen und Eber regelmässig gegen Rotlauf geimpft werden. Geschieht dies nicht, erhöht sich gegebenenfalls der Infektionsdruck in solchen Beständen, in denen zudem die Ferkel nicht oder nicht ausreichend mit maternalen Antikörpern versorgt werden (Weitere Angaben unter "Hauterkrankungen beim Schwein").
 
Ferkel ungeimpfter Sauen und Ferkel, bei denen in der späteren Aufzucht trotz Impfung der Sauen Rotlauf auftritt, können ab einem Alter von 10 Wochen aktiv gegen E. rhusiopathiae vakziniert werden (Tabelle 18). Dazu ist in der Schweiz derzeit ein monovalenter Impfstoff mit den Serotypen 1a, 1b und 2 zugelassen (Tabelle 17). Im Weiteren sind drei Impfstoffe zugelassen, welche eine Rotlauf- und PPV-Vakzine in Kombination enthalten (Tabelle 20).
 
Tabelle 17: In der Schweiz für Jungtiere zugelassene Impfstoffe gegen E. rhusiopathiae

Produkt Zulassungsinhaber Leb./inakt. Indikation
Porcilis Ery MSD Animal Health GmbH Inaktiviert Rotlauf

 
Tabelle 18: Impfschema zur Bekämpfung E. rhusiopathiae bedingter Erkrankungen bei Ferkeln und Mastschweinen

Frühest möglicher Impfzeitpunkt Grundimmunisierung Wiederholung Bemerkung
Ferkel ab der 10. Lebenswoche 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen Alle 6 Monate Keine

 

Glaesserella parasuis, Mycoplasma hyorhinis & Streptococcus suis

Siehe Abschnitt "Serositis / Polyserositis beim Schwein"
 

Mycoplasma hyosynoviae, Escherichia coli, Staphylococcus spp. & Trueperella pyogenes

Kommerzielle Impfstoffe gegen Mycoplasma hyosynoviae, Escherichia coli, Staphylococcus spp. & Trueperella pyogenes, die Lahmheiten verhindern können, sind zurzeit in Europa nicht erhältlich. Die Herstellung stallspezifischer Vakzinen ist nach derzeitigem Stand des Wissens nicht sinnvoll, weil mit bis anhin hergestellten Vakzinen keine protektive Immunität im Sinne der Reduktion klinischer Erkrankungen erreicht wurde.
 

Prävention

Präventiv müssen Risikofaktoren möglichst verhindert werden.

Eliminierung der oben aufgeführten Risikofaktoren, sowie Optimieren der Kolostrumversorgung
Reinigung / Desinfektion, Rein-raus
Stress vermeiden, Gruppen nicht mischen, Kämpfe verhindern
Böden isolieren, nicht zu rau, Schwellen vermeiden, Verletzungsrisiko minimieren etc.

 

Unterstützende Massnahmen

Zur Reduktion des Keimdruckes die Tiere mit schlechter Prognose euthanasieren.
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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